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Sonderliste Autographen: Varia

  
Sonderliste Autographen


Musikerbriefe an diverse Empfänger


Abt - Grell Halévy - Rubinstein Salvi - Ziehrer

 

ABT, Franz (1819–1885): Eigenh. Brief m. U., Breslau, 22. 10. 1865, an Constantin Sander (Besitzer des Leuckart-Musikverlages). Briefpapier des Hôtel du Nord, 1 S., 8vo (21,5×14,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung; Tinte unbedeutend durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/69   Preis: € 90,--

Abt hofft, ab drei Uhr nachmittags frei zu sein um Sander dann besuchen zu können. – Beiliegend ein weiteres Brieffragment (1 Bl., 5×12cm, Inhalt nicht erschließbar) mit der Unterschrift Abts.

 

Vor „Siegfried“ & „Götterdämmerung“ grault es mir schon

 

ABT, Franz (1819–1885): Zwei eigenh. Briefe m. U. aus Braunschweig (1879) an eine Sängerin bzw. Gesangslehrerin (es ist von Auftritten in »Norma« und »Jessonda« die Rede), Anrede: Hedchen. 8vo.

Zwei hochinteressante Dokumente zum Alltag und zur Organisation des Musiktheaters. Abt berichtet ebenso über die anhaltende Skepsis gegenüber Wagners avantgardistischen Musikdramen, wie in intimer Vertrautheit über Bühnentratsch, der sich bestens für die »Yellow Press« eignen würde, wenn es die damals schon gegeben hätte.

Bestell-Nr.: 56/70   Preis: € 280,--

– 14. Februar 1879: Briefpapier des Königlichen Hof=Theaters in Braunschweig. Regie; 2 S. (21,5×14cm), sehr gut erhalten. – Meldet sich offenbar nach einem Brief der Adressatin, in dem diese einige Sängerinnen und Sänger empfohlen und sich bei Abt, der zwischen 1852 und 1882 in Braunschweig Hofkapellmeister war, nach dortigen Engagementsmöglichkeiten erkundigt hatte. Auf die Angebote reagierte Abt zurückhaltend, kommt dann aber auf den augenblicklichen Bedarf an der eigenen Bühne zu sprechen: Da wir nun aber einmal in Theateragenturgeschäften sind, so bitte ich um Nachricht, ob da vielleicht eine hübsche, gute Opern-Soubrette ist, [...] ? Ebenso ein oder zwei gute Choraltistinnen, die gut studirt, noch nicht zu alt & von guter Persönlichkeit sind.

– 4. März 1879: 4 S. (20,5×14cm, Doppelblatt), etwas gebräunt, Tinte stellenweise gering durchscheinend; an der Faltung leicht eingerissen. – Abt reagiert auf eine inzwischen erhaltene Antwort. Zunächst geht es um Personalpolitik, wobei man über die geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Gagen verblüfft ist: ... für Chorsänger monatlich 30 Th., für Chorsängerinnen 20 Thaler. Der Contract wird dann freilich auf mehrere Jahre abgeschlossen & überhaupt in der Regel nicht gekündigt – zwei Monate, oder doch 6. Wochen Ferien, freie Garderobe [an vielen Theatern mussten die Künstler mindestens für moderne Kostüme selbst aufkommen], – nach 10. Jahren Pensionsberechtigung. [...] Spielhonorar [also zusätzliche Einzelvergütung der geleisteten Auftritte] wird nur in ganz außergewöhnlichen Fällen gezahlt. Nun begibt sich Abt in die Untiefen des »Klatsches«, meint über den Sänger Zabel, dass dieser mit seiner jungen Frau ganz zufrieden zu sein scheint, – ob sie ihm bereits Hörner aufgesetzt hat, weiß ich nicht, – was aber nicht ist, wird wohl geschehen [...] ich sehe ihn auch sehr selten [...], meistens in Männergesellschaft zweiten Ranges, die wohl für die Hörner sorgen wird. Musikgeschichtlich bedeutsam sind hingegen folgende Äußerungen: Wir haben nun Rheingold und Walküre glücklich erledigt, werden sie aber nun als [???] Opern behandeln, da das große Publicum sich ablehnend verhält. Vor Siegfried & Götterdämmerung graults mir schon.

 

ABT, Franz (1819–1885): Eigenh. Brief m. U., Braunschweig, 8. Februar 1872, an einen nicht genannten Tenorsänger. 1 S., 8vo (22×14cm, Doppelblatt). Brieffaltung; sehr gut erhaltener Brief.

Bestell-Nr.: 56/71   Preis: € 150,--

Abt teilt dem Adressaten für Auftrittsmöglichkeiten sechs der von ihm selbst komponierten Männerquartette mit (op. 192, 236, 346, 367, 382 und 413, einschl. Verlagsangaben), in denen größere Tenor-Soli enthalten sind. Außerdem empfiehlt er für diesen Zweck noch seinen Liedercyclus Frühlingsfeier und sein in den Sammlungen Liederhalle und Odeon erschienene Heimathlied. Sehr schöner und interessanter Komponisten-Brief.

 

ABT, Franz (1819–1885): Eigenh. Brief m. U., Braunschweig, 2. Dezember 1874, an ein unbekanntes Fräulein (vermutlich eine Sängerin oder Instrumentalistin). 1 S., 8vo (22×14cm, Doppelblatt). Am Falz eingerissen, sonst sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 56/72   Preis: € 90,--

Abt erklärt, dass er die an ihn gerichtete Anfrage der Adressatin dem Secretär des Conzertvereins, Musickhändler Litolf[f], übergeben habe, damit er vorkommenden falls Ihren Wunsch berücksichtigt, empfiehlt aber zugleich: Ein eigenes Conzert zu geben möchte ich nicht rathen. Bei dem erwähnten Secretär dürfte es sich um den damaligen Inhaber des berühmten Musikverlags, Theodor Litolff (1839–1913), gehandelt haben.

 

ADAM, Adolphe (1803–1856): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, o. O., undatiert, an eine Madame Meyer. 1 S., 12vo (13×10,5cm, Doppelblatt mit den Initialen des Komponisten in hübscher Blindprägung).

Bestell-Nr.: 56/73   Preis: € 80,--

Anweisung an Madame Meyer, 1000 Francs zum Erwerb einer Aktie auszuzahlen.

 

ALBERT, Eugen d‘ (1864–1932): Sekretariatsbrief m. eigenh. Unterschrift, Stresa, 23. August 1902, an einen ungenannten Librettisten. 1 S., 8vo (21×13,5cm. Doppelblatt). Brieffaltung, gering gebräunt.

Bestell-Nr.: 56/74   Preis: € 60,--

Der Komponist, der sich offensichtlich einen Sekretär leisten konnte, schickt das Textbuch mit verbindlichem Dank zurück. Dasselbe hat mich sehr interessiert, leider eignet es sich jedoch nicht für meine Muse.

 

ALFANO, Franco (1876-1954): 2 eigenh. Briefe m. U., Turin, 4. 6. u. 29.10 1924, an Fritz Brandt, zus. 7 S. gr. 8vo (13,5x20,3cm), in Französisch, Briefpapier des Liceo Musicale G. Verdi Turin (dessen Direktor Alfano 1923 wurde).                                  

Bestell-Nr.: 56/56   Preis: € 180,--

- 4.6.: Alfano bedankt sich für eine Konzerteinladung und  lobt die musikalischen Tugenden, die er in Deutschland gelernt habe. Er hofft auf andauernden Erfolg seiner dramatischen Legende Sakuntala in Düsseldorf (sie war 1921 in Bologna uraufgeführt worden).

- 29.10.: Alfano bedankt sich für den Erhalt von zwei Quartetten Brandts, denen er hohe musikalische Bedeutung zuspricht; er bestellt die Stimmen für eine Aufführung in Turin und kündigt eine weitere Produktion von Sakuntala in Antwerpen an.

Alfano wurde durch die Vollendung von Turandot, die Puccini († 1924) nicht mehr vollenden konnte, bekannt, hatte aber bereits 1904 mit der Oper Risurrezione (nach Tolstoi) durchschlagenden Erfolg.

ARDITI, Luigi (1822–1903): Eigenh. Brief m. U. in italienischer Sprache, London, undatiert, an den Komponisten Julius Benedict (1804–1885) in London (Mio caro Benedict). 1 S., 8vo (21×13cm, Doppelblatt). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/75   Preis: € 50,--

Bedankt sich für Benedicts Hilfe bei der Veranstalung eines Konzerts Arditis im Londoner Majesty Theatre. –Luigi Arditi war in der 2. Hälfte des 19. Jh.s besonders berühmt für seine beiden Konzertwalzer »Il bacio« und »Parla«, die als virtuose Glanzstücke zum festen Gesangsrepertoire besonders der Soubretten gehörten und teilweise auch als Opern-Einlagen verwendet wurden (z. B. stilistisch recht unpassend in der Gesangsstundenszene von Rossinis »Barbier von Sevilla«).

 

Lieber dreimal zu wenig heiraten, als einmal zu viel

 

ANDERSEN, Lale (geb. 1908): Eigenh. Brief m. U., z. Zt. München, 20. April 1955, an Dr. Schweighofer in Hamburg. 2 S., 4to (29,5×21cm, 1 Bl., privates Briefpapier nur mit aufgedrucktem Namen). Brieffaltung, Tinte etwas durchscheinend, unbedeutende Lagerungsschäden.

Bestell-Nr.: 56/77   Preis: € 120,--

Zu meiner grossen Freude bin ich demnächst beruflich längere Zeit im schönen Hamburg u. würde mich freuen, Sie bei dieser Gelegenheit persönlich kennen zu lernen. In der Nachkriegszeit trat Lale Andersen häufig in Shows mit Seemannsliedern auf.

 

ANDERSEN, Lale (geb. 1908): Eigenh. Brief m. U. (Kugelschreiber), Vogesen, 15. Juni 1969, vermutlich an ein Ehepaar (Lieber Hans, liebes Odettchen). 1 S., quer-4to (29,5×21cm, 1 Bl.). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/78   Preis: € 120,--

Knapper Brief, der als kurzes »Lebenszeichen« dienen sollte und doch biographische Informationen beinhaltet: ... ganz gleich, wo immer in der Welt ich mich herumtreibe, an meinem Buch schreibe oder gelegentlich nochmal singe, denken tu ich nach wie vor oft und in wortfreier Liebe an Euch. Ihr Buch »Wie werde ich Haifisch? Ein heiterer Ratgeber für alle, die Schlager singen, texten und komponieren wollen« ist 1969 erschienen.

 

AUBER, Daniel François Esprit (1782–1871): Eigenh. Billet m. U. in französischer Sprache, o. O. [sicherlich Paris], 5. Juni o. J. [mit Bleistift von fremder Hand: 1867], an einen ungenannten Adressaten. 1 S., quer-8vo (10×16cm, 1 Bl.). Wurde auf ein etwas größeres Bl. aus stärkerem Papier aufgeklebt.

Bestell-Nr.: 56/80   Preis: € 70,--

Auber wünscht, dass Mademoiselle Marie Schacht in einer classe de Solfège als Schülerin und in einer weiteren Klasse comme auditeur zugelassen wird.

 

BACH, Otto (1833–1893): Zwei eigenh. Briefe m. U., Wien, an einen nicht genannten Adressaten (vermutlich den Intendanten des Prager Theaters).

Bestell-Nr.: 56/81   Preis: € 120,--

– 28. August 1863. 3 S., 8vo (22,5×14,5cm, gefaltetes Doppelblatt). – Der ab 1868 als Direktor des Mozarteums und Domkapellmeister in Salzburg tätige Otto Bach bietet seine neue 3aktige Oper „Sardanapal“ zur Einsicht und Würdigung an; er hofft, diese im Laufe der nächsten Saison in Prag über Ihre angesehene Bühne schreiten zu sehen. Die original Partitur kann ich Ihnen nach Wunsch jeden Augenblick senden, so auch den vollständigen Clavierauszug. Außerdem schickt Bach seine komische Operette „Windes Launen“ zur allfälligen Beachtung und einstmaligen Berücksichtigung. Von „Sardanapal“ ist zwar keine Aufführung nachweisbar, das Werk ist aber wenigstens dem Namen nach bekannt, während „Windes Launen“ in der Literatur gar keine Spuren hinterlassen hat.

– Wien, 2. November 1863. 2 S., 8vo (23×14,5cm, 1 Bl.). Brieffaltungen; Papier gebräunt, Tinte etwas durchschlagend. – Da bisher keine Reaktion erfolgt war, erkundigt sich Bach nach dem Schicksal meines Ihnen eingesendeten Textbuches der Oper „Sardanapal“, und beteuert, dass Sie die Musik durchwegs dramatisch und den Conflicten der einzelnen scenischen Situationen vollkommen angepaßt finden werden. Neben dem Hinweis auf die nicht allzu schwierige und undankbare Mühe für Sänger und Orchester sowie einem zweckdienlichen Lob Ihrer mit Recht so ausgezeichneten Bühne lässt Bach noch den Musikwissenschaftler Ambros herzlich grüßen. – Die Mühen waren offenbar vergebens – auf dem Brief wurde von anderer Hand eingetragen: 4. Novb. Buch retour.

 

Wegen Korrekturen zu seiner Chormusik

BARTÓK, Béla (1881–1945). Eigenhändiger Brief in ungarischer Sprache m. U., Budapest, 2. Januar 1940, an den dortigen Verlag Magyar Kórus (hier an einen der Firmenmitgründer, Gyula Kertész) 2 S., 8vo (21×13,5cm, 1 Bl., mit Briefumschlag). Brieffaltung; sehr gut erhalten. Eine deutsche Übersetzung liegt bei.

Bestell-Nr.: 58/6   Preis: € 1.650,--

G. Kertész (1900–1967) hatte zusammen mit Lajos Bárdos (1896–1986) und György Kerényi (1902–1986) – allesamt Schüler Kódalys – 1931 den ungarischen Musikverlag Magyar Kórus gegründet, wo – der Wahl des Namens entsprechend – v. a. traditionelle und moderne Chormusik veröffentlicht wurde. 1950 wurde die Firma verstaatlicht und existierte dann unter dem neuen Namen Editio Musica Budapest weiter. – Bartók meldet sich nach dem Erhalt von Korrekturabzügen, zu denen er noch einige Fragen hätte: Sollen Silbenverlängerungsstriche verwendet werden (dies sei bisher uneinheitlich gehandhabt worden); er erkundigt sich ferner, ob er noch eine 2. Korrektur erhalte, und wünscht außerdem wegen der Veröffentlichung künftiger Chorwerke ausführliche und grundsätzliche Informationen. Schließlich erinnert er nochmals an das angeforderte Notenpapier. – Es könnte sich um Korrekturen zu den 27 zwei- und dreistimmigen Chören (BB 111) handeln, da dort im 8. Heft der im Brief erwähnte Polstertanz (Párnás táncdal) enthalten ist. Allerdings sollen sie schon 1937 erschienen sein; später in diesem Verlag veröffentlichte Chorsätze Bartóks konnten nicht identifiziert werden. Anfang 1940 lebte Bartók noch in Ungarn. Im April und Mai 1940 unternahm er eine Tournee durch die USA und kam danach noch einmal nach Europa zurück. Das letzte Konzert vor seiner endgültigen Überfahrt nach Amerika fand am 8. Oktober 1940 in Budapest statt.

 

BECKER, Jean (1833–1884): Eigenh. Brief m. U. (... Dein alter Jean), Wien, 20. Dezember 1869, an einen nicht genannten Adressaten. 1 S., 8vo (22×13,5cm, 1 Bl.). Tinte gering durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/84   Preis: € 50,--

Kurze Zeit wirkte der in Mannheim geborene Becker ebd. als Konzertmeister, ließ sich aber 1865 in Florenz nieder, wo er den »Florentiner Quartettverein« gründete. – Hier bittet Becker den Lieben Freund, möglichst den 6. (evtl. auch den 5.) Januar für einen Konzerttermin vorzusehen; bei der Annonce [solle] aber gleich Einziges Conzert angegeben werden; er erwartet dann Antwort poste restante [Buda]Pest.

 

BERLIOZ, Hector: Eigenh. Brief m. U. „H. Berlioz“, an Monsieur de Lostanger, o. O. [Paris? Wohl um 1835], ½  S. in 16mo (15 x 11 cm); auf dem Gegenblatt eigenhändige Adressbeschriftung. Beiliegend: Porträt von Berlioz in Holzschnitttechnik aus einer deutschen Zeitschrift um 1885 (vgl. Abb. In Jahrbuch Musik in Baden-Württemberg 2003, hg. V. G. Günther, Stuttgart 2003).

Bestell-Nr.: 56/87   Preis: € 450,--

Berlioz bittet den Journalisten de Lostanges, ein Konzert anzukündigen. Die alte Schreibweise der Schlussformel „Mille complimens“ lässt darauf schließen, dass es sich um einen frühen Brief handelt.

 

BERTON, Henri-Montan (1767–1844): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, Paris, 1839 (nur Angabe des Jahres), an den Bürgermeister von Versailles. 1 S., 4to (23×18,5cm, Doppelbl.). Brieffaltungen, leicht gebräunt.

Bestell-Nr.: 56/88   Preis: € 160,--

Berton teilt er mit, dass er zusammen mit seinen Kollegen sowohl von der Académie des Beaux Arts als auch vom Institut Royal d’Art sowie dem Conservatoire Royal de Musique et de Déclamation die Projektstudie von Herrn Robillon zur Reorganisation des städtischen Theaters zu Versailles begrüßen und dem Stadtrat dessen Unterstützung empfehlen wird, car ce serait non seulement une chose en harmonie avec la merveille […], mais encore un grand service rendu à l’art dramatique. – Dokumente von H.-M. Berton, der mit 48 Opern einer der erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit war und in die höchsten kulturpolitischen Ämter gelangte, sind extrem selten.

 

Fröhliches Stücke-Gemisch

 

BINDER, Carl (1816–1860): Eigenh. Brief m. U., o. O. [sicherlich Wien], 30. Dezember 1859, an Herrn Adolf Müller, Kapellmeister am k. k. pr. Theater an der Wien. 1 S., fol. (29×23cm, Doppelblatt). Brieffaltung; unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle (dieses vollständig erhalten: bekröntes Wappenschild).

Bestell-Nr.: 56/89   Preis: € 60,--

Interessantes Dokument zur damaligen Wiener Musikgeschichte. Carl Binder, der damals als Komponist für das Carlstheater tätig war, ist heute noch als Komponist der berühmten Nestroy-Parodie auf Wagners »Tannhäuser« (1857) bekannt. Der lockere Tonfall dieses Briefes belegt, dass sich Binder und der später viel bekanntere Adolf Müller (1810–1886) nicht als Konkurrenten sahen: Lieber Adolfus! Hier sende ich Dir Deinen alten „Moppel“ und wenn Du wissen willst, warum ich Dir denselben schicke, so kann ich Dir im Geheim[en] vertrauen, dass  wir etwas brauchen von Dir, nämlich: wollest so gefällig sein und uns das Duett aus „Die Kinder des Waldes“ gütiglichst zu leihen. Es wird ein ganz neuens Stück: „Die Fee aus Frankreich“ gegeben und darin will es Dr. Nestroy singen. Bei den erwähnten Stücken handelt es sich um die Possen »Moppel’s Abenteuer« (Musik: Adolf Müller; Text: Nestroy; UA: 5. Mai 1837, Theater an der Wien), »Die Kinder des Waldes«, (Musik: Julius Hopp; Text: Friedrich Hopp; UA: 12. Juni 1837, Theater an der Wien) und »Die Fee aus Frankreich« (Musik: Wenzel Müller; Text: Meisl; UA: 23. November 1821, Theater in der Leopoldstadt). So wird deutlich, dass man unbekümmert einzelne Nummern zwischen verschiedenen Possen austauschte.

 

BLUMNER, Sigismund (19. Jahrhundert): Eigenh. Brief m. U., Langenzersdorf, 6. August 1875, an einen nicht genannten Adressaten, 2 S., kl.-8vo (17,5×11cm, 1 Bl.). Etw. gebräunt, Tinte gering durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/91   Preis: € 40,--

Der Pianist Sigismund Blumner, Sohn des Komponisten Martin Bl., hat sich in den 1860er Jahren im Berliner Musikleben engagiert (z. B. Einführung der Montagsconzerte für Kammermusik). – Durch Professor Epstein [1832–1926; Klavierlehrer am Wiener Konservatorium] bin ich vor einigen Wochen in Ihrem Namen gefragt worden, ob ich mich entschließen könnte, die vakant gewordene Stelle in Cöln anzunehmen; er erkundigt sich nun, ob sein Briefpartner etwas von Cöln erfahren habe und ob er ihm zurate, sich um die Stelle zu bemühen oder aber ihm empfehle, hier in Wien zu bleiben, so wenig ich auch bis jetzt [hier] den Erfolg gefunden.

 

BLUMNER, Sigismund (19. Jahrhundert): Eigenh. Brief m. U., Wien, 13. Oktober 1874, an August Wilhelm Ambros (1816–1876). 1 S., 8vo (21,5×14cm, Doppelblatt). Brieffaltungen.

Bestell-Nr.: 56/92   Preis: € 50,--

Der etwas larmoyant geschriebene Brief gibt zu verstehen, dass Blumner zu jener Zeit ziemlich verzweifelt in seine berufliche Zukunft blickte; in sofern ist dieser Brief gleichzeitig ein anrührendes Dokument. Hier bittet er um die Empfehlung für Konzertauftritte in Frankfurt bzw. Prag, damit er etwas verdienen könne. Er wende sich an Ambros, weil er zu oft in Ihre guten, wohlwollenden Augen gesehen habe.

 

BRAMBACH, Kaspar Josef (1833–1902): Eigenh. Brief m. U., Bonn, 8. Juli 1886, an Herrn Krause. 2 S., 8vo (22×14,5cm, 1 Bl.) Brieffaltung. Sehr schöner Brief.

Bestell-Nr.: 56/93   Preis: € 40,--

Der Bonner Musikdirektor Brambach empfiehlt einige Tenorsängern (wahrscheinlich für Oratorien-Aufführungen, da auf diese Gattung mehrfach abgehoben wird). Die berühmten „großen“ werden Ihnen ja bekannt sein; deshalb zählt Brambach acht damals weniger bekannte Sänger auf – teilweise mit Bewertungen –, von denen vier Karriere machten und identifiziert werden konnten: Mikoré in München (richtig: Max Mikorey; 1850–1907), Josef Gum (1844–1890), Max Alvary (1856–1898: bürgerl. Name: Maximilian Achenbach), Joseph Wolf (1843–1903); darüber hinaus nennt er: Hr. von der Meden in Berlin, Aug. Ruff aus Mainz, Otto Wagner, Gesangslehrer in Köln, J. Wolff in Kaiserslautern.

 

BRUCH, Max: Eigenh. Brief m. U., Bonn, 24. 8. 1881, an Frau R. Goldschmidt in Bonn, 1 S. gr.-8vo, mit eigenh. adressiertem Umschlag.

Bestell-Nr.: 56/97   Preis: € 190,--

„Ihre liebenswürdige Einladung nehmen wir, meine Frau und ich, sehr gerne an; nur müssen Sie uns freundlichst gestatten, uns bald nach Tisch zu beurlauben, da wir vor der Abreise nach England noch unendlich viel zu erledigen haben....“ Bruch war 1878-1883 Direktor der Philharmonic Society in Liverpool und befand sich bei Gelegenheit dieses Briefes mitten im Aufbruch zu seiner vierten englischen Saison.

 

Max Friedländer als Komponist

 

BRUCH, Max: Eigenh. Korrespondenzkarte m. U., Breslau, 5. 1. 1884, an den Sänger (und später hoch bedeutenden Musikforscher) Max Friedländer, „Concertsänger in Frankfurt“, umseitig m. eigenh. Adressbeschriftung.

Bestell-Nr.: 56/98   Preis: € 240,--

„Die Hirtenmusik hat uns Allen heute in der Probe so sehr gefallen, daß ich mich dazu entschlossen habe, sie Dienstag zu bringen! Mittwoch sende ich sie zurück....“  Bei der Hirtenmusik handelt es sich wahrscheinlich um eine (bis heute ungedruckte) Komposition des noch jüngeren Max Friedländer (1852-1934). Friedländers Kompositionen reichen zumindest bis zu einem op. 12 (MGG), gedruckt wurde davon allerdings lt. Hofmeister und Pazdirek sehr wenig. Nach Aufgabe seiner viel versprechen­den Sängerkarriere zugunsten der musikwissenschaftlichen Forschung scheint auch das eigene Komponieren in den Hintergrund getreten zu sein. Dass Max Bruch Friedländer in Breslau aufführte, dürfte für die Qualität der Hirtenmusik sprechen.

 

BRUCH, Max:  Eigenh. Brief m. U., Breslau, 11. 11. 1885, an einen zu einem Konzert in Breslau engagierten Pianisten, Doppelbl. mit 2 ½ beschriebenen S. 8vo.

Bestell-Nr.: 56/99   Preis: 240,--

„Verehrter Herr Professor, das Scherzo von Chopin acceptieren wir sehr gern. Also H-moll (nicht das B-moll-Scherzo!). Sorgen Sie ja dafür, bitte, daß Duysen das Instrument rechtzeitig schickt. Es muß spätestens Montag hier eintreffen, - Dienstag früh wird es aufgestellt. Sollen wir anzeigen: ‘Der Concertflügel ist aus der Hof-Pianoforte-Fabrik des Herrn Duysen, Berlin’? - Die Probe beginnt Dienstag Morgen 9 ½ Uhr. Es genügt, wenn Sie um 10 ¾ im Saal sind. Ich werde Sie durch den Diener abholen lassen. Sie wohnen dahier Hôtel Galisch? ...“ - Beigefügt: Brieffragment m. U., in dem von einer Fantasie op. 111 [von Robert Schumann?] die Rede ist.

 

BRUNEAU, Alfred (1857–1934): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache,  o. O. [wahrsch. Paris], 9. Januar 1889, an einen Freund [Mon cher ami]. 3 S., kl.-8vo (18×11,5cm, Doppelblatt).

Bestell-Nr.: 56/101   Preis: € 80,--

Der Komponist teilt mit, dass er am Sonntag Zola gesehen habe, nachdem der Adressat gegangen war. – Von Bruneaus 17 Bühnenwerken basieren acht auf einem Sujet Zolas.

 

BÜLOW, Hans von (1830–1894): Eigenh. Brief m. U., Hamburg, 8. März 1890, an den Direktor eines [Musik-?] Vereins, 1 S. 8vo (19,5×12,5cm).

Bestell-Nr.: 56/105   Preis: € 160,--

Bülow lebte seit 1887 in Hamburg, wo er die Abonnementskonzerts (und auch Opernaufführungen) leitete. In diesem Brief bedankt er sich für ein Geschenk (Bildnis Gott=Vaters), das er in „freundlicher Überschätzung des geringen Dienstes, den ich so glücklich war Ihnen und Ihrem verehrl. Verein zu leisten“ erhalten hatte.

 

BÜRGEL, Constantin (1837–1909): 2 Schriftstücke aus der Korrespondenz mit Max Ferd. Lange, Schriftsteller in Breslau.

Bestell-Nr.: 56/107   Preis: € 70,--

– Eigenh. Bericht, Berlin, 20. Dezember 1900 [Poststempel]. 1 S., 4to (21,5×21cm, 1 Bl. mit Briefumschlag). Brieffaltungen, stellenweise gebräunt, schwach fleckig. – Biographischer Text für das »Lexikon schlesischer Musiker«, in dem sich Bürgel u. a. als hervorragenden Lehrer an der Th. Kullak’schen Neuen Academie der Tonkunst feiert und sich zu den namhaftesten Klavierlehrern Berlins zählt.

– Eigenh. Poskarte m. U., Berlin, 28. Januar 1901. 9×14cm. Schwacher Wasserrand an einer Seite. – Bürgel empfiehlt, auch Gustav Gottfried Weiss (1820– ca. 1895), Conrad Ansorge (1862–1930) und Robert Seidel (bisher nicht identifizierbar) in das Lexikon aufzunehmen und teilt zu Weiss einige biographische Details mit.

 

CASKEL, Christoph (*1932): Eigenh. Brief m. U., Köln, 8. April 1960, an Herrn Dr. Schweighofer. 1 S., fol. (30×21cm, 1 Bl.).

Bestell-Nr.: 56/110   Preis: € 40,--

Seit 1955 setzte sich Caskel als einer der führenden Schlagzeuger Europas für die moderne Musik ein; mehrere wichtige Werke zeitgenössischer Komponisten wurden von ihm uraufgeführt, so z. B. Stockhausens »Zyklus für einen Schlagzeuger« oder Kagels »Transición II«. – Offenbar arbeitete der Adressat an einer Studie über die Zusammenhänge zwischen Werk und Handschrift bei Komponisten und hatte eine entsprechende Anfrage an Caskel gerichtet; dieser meint aber, dass er nicht die richtige Adresse hierfür sei, weil er bisher nicht als Komponist, sondern nur als Interpret moderner Musik, und zwar als Schlagzeugspieler, tätig geworden sei. Dennoch habe er auf alle Fälle diese Zeilen mit der Hand geschrieben, falls dies vielleicht doch nützlich sein.

 

CATEL, Charles Simon (1773–1830): Eigenh. Billett m. U. in französischer Sprache,  o., O. (sicher Paris), 19. [Monat und Jahr fehlen], an Professeur Zimmermann (1785–1853). 1 S., kl.-8vo (12×9,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung, etwas gebräunt; unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle (kein Textverlust).

Bestell-Nr.: 56/111   Preis: € 50,--

Der Komponist und Musiktheoretiker Catel war zwischen 1810 und 1816 am Pariser Konservatorium tätig. Aus dieser Zeit dürfte diese kurze Mitteilung, die offensichtlich nur innerhalb des Konservatoriumgebäudes befördert worden ist, stammen. Er bittet seinen Kollegen Pierre Joseph Guilleaume Zimmermann (1785–1853), für einen Augenblick heraufzukommen und seine Klasse deshalb kurz zu verlassen.

 

CHAMPEIN, Stanislas (1753–1830): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, Paris, 11. August 1815, an Monsieur Lecomte, trésorier du Ministre de la police générale in Paris. 1 S., 4to (23,5×19cm, Doppelblatt). Brieffaltung, etwas gebräunt; geringe Blattverletzung an der Siegelstelle ohne Textverlust. Amtlicher Vermerk in Kanzleischrift (rote Tinte) zu dem Vorgang.

Bestell-Nr.: 56/112   Preis: € 80,--

Das politische Tagesgeschehen geht auch an den Musikern nicht vorbei: Napoleon hatte dem Komponisten Champein eine Pension zugesprochen, die aber nach der »Herrschaft der hundert Tage« und seiner zweiten Abdankung (22. Juni 1815) wieder aberkannt wurde. Hier bittet Champein darum, ihm die Bezüge doch zu belassen.

 

COMMER, Franz (1813–1887): Eigenh. Brief m. U., Berlin, 11. November 1853, an den befreundeten Advokaten Fay in Köln. 1 S., 4to (28,5×23cm, 1 Bl.). Brieffaltungen, Ränder eingerissen und unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle, jedoch ohne Textverlust; Tinte gering durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/113   Preis: € 120,--

Commer, dessen zahlreiche Chorkompositionen heute vergessen sind (die Liste bei Pazdírek reicht bis op. 83), gehörte zu den führenden Persönlichkeiten der sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts entfaltenden Musikforschung (MGG1); er trug durch die Neuausgabe von über 1000 Werken des 16. Jhd.s wesentlich zur Wiederentdeckung dieser Musik bei. – Mit diesem Schreiben dankte er für die Rücksendung seiner 4stimmigen Gesänge und weist darauf hin, dass ihm Fay für die Fracht mit der Eisenbahn aus Versehen [...]1 Th. 7 Ngr. 6 Pf. zu wenig berechnet habe. Vermutlich handelte es sich um eine Sendung an den Kölner Verleger Schloß, weil Fay auf das Blatt noch notierte: Bei Herrn Schloß ist der nachträglich gezahlte 1¼ zu haben.

 

DAVID, Félicien (1810–1876): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, o. O., undatiert, an die Dichterin Adèle Genton. 1 S., gr-8vo (19,5×13,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung, Tinte gering durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/115   Preis: € 100,--

Mitteilung des Komponisten an die Dichterin, ihre Verse nicht in Musik setzen zu können. Er befasse sich nicht mehr mit diesem Genre und sei außerdem mit Arbeit für einige Jahre ausgelastet.

 

DEPROSSE, Anton (1838–1878): Eigenh. Brief m. U., Gotha, 1. Februar 1871, an einen Hochgeehrten Herrn Professor [August Wilhelm Ambros?]. 4 S., 8vo (21,5×14cm, Doppelblatt). Akkurat geschrieben. Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/117   Preis: € 50,--

Deprosse, den Mendel-Reissmann als hervorragenden Komponisten der Gegenwart bezeichnet, hatte den Klavierauszug seines Oratoriums »Die Salbung Davids« im Vorjahr an den Adressaten geschickt, damit dieser eine öffentliche Besprechung (Rezension) schreibe. Seitdem habe er nichts gehört und erkundigt sich nun, ob die Sendung seinerzeit überhaupt angekommen sei und erbittet über die Angelegenheit freundliche Auskunft. Es ist für einen jungen Künstler gar so unendlich schwer durch zu dringen ... Über das Oratorium sind seither mehrfache Besprechungen erschienen – meistens Theils sehr anerkennend – allein keine derselben ist so eingehend als das Werk es vielleicht doch wirklich verdienen dürfte. Dann berichtet er noch über eine Rezension von Chrysander, der sich offenbar negativ zum Text und dann nur ganz kurz (aber positiv) zur Musik geäußert habe. Wie kann da eine Aussicht zu Aufführungen des Werkes sein, wenn nicht eine anerkannte Autorität sich desselben entschieden annimmt? – Nach Mendel-Reissmann ist das Anton Rubinstein gewidmete Oratorium das Hauptwerk von Deprosse.

 

DESSAUER, Joseph: Eigenh. Brief m. U., [Wien], 12. April 1871, an einen nicht genannten Adressaten, 1 S. 8vo (15,5×10cm), gefaltetes Doppelblatt.

Bestell-Nr.: 56/118   Preis: € 80,--

J. Dessauer (1798–1876), der zu dieser Zeit still und von der Oeffentlichkeit zurückgezogen in Wien lebte und von dem seit 1850 nichts mehr erschienen war (Mendel-Reissmann), teilt mit, daß der Augenarzt, Dr. Mauthner aus Insbruck angekommen sei (einschl. dessen Adresse).

 

DEVIENNE, François (1759–1803). Eigenh. Dokument m. U., Paris, 20. Juli. 1792, für den Textdichter Louis Benoît Picard, betr. die Teil-Rückübertragung der Textrechte an der am 7. Juli 1792 uraufgeführten Opéra comique »Les Visitandines«. 2/3 S. in kl.-4to (23×17,5cm). Zwei unbedeutende Randeinrisse (kein Textverlust), Knitterfalten an zwei Rändern, schwacher Fleck.

Bestell-Nr.: 56/121   Preis: € 750,--

Hochinteressantes Dokument zur Frühgeschichte der Autorenrechte im Opernbetrieb. »Les Visitandines«, one of the most successful French operas of the revolution period (Loewenberg S. 503), wurden in Frankreich bis 1920, im Ausland bis 1854 nachgespielt. Wie unser Schriftstück zeigt, scheint es angesichts des sofortigen Erfolges des Werks zu finanziellen Streitigkeiten zwischen Textdichter und Komponist gekommen zu sein. Voraussetzung hierfür ist, dass es bereits Ende des 18. Jahrhunderts einen regelrechten finanziellen Erwerb des Librettos nicht nur durch den Theaterunternehmer, sondern alternativ auch durch den Komponisten gab, was uns bisher nur für das 19. Jh. bekannt war. Devienne dürfte eine relativ beschei­dene Summe gezahlt haben, die einem mittleren Risiko entsprach, musste sich aber offensichtlich angesichts des Erfolges zu der hier dokumentierten Neuregelung verstehen, derzufolge er die Textrechte nur für Paris behielt und sie für den Rest Frankreichs an Picard zurückgab: Je soussigné Propriétaire du Poeme des Visitandines ainsi que le reconnoit Monsieur Picard, son auteur, Déclare qu’en considération du brillant succès de cet opéra, je me suis fait un devoir de lui rendre la propriété dudit poeme pour tous les départements à l’exception de celui de Paris que je me réserve. En foi de quoi je lui ai signé le présent pour lui servir  & Valoir ce que de raison: à Paris ce Vingt juillet 1792. Devienne. – Devienne, der heute nur noch durch seine Flötenmusik, vor allem seine Flötenschule bekannt ist, schrieb elf komische Opern, von denen auch »Les Comédiens ambulants« (1798, Text ebenfalls von Picard, deutsch von G. F. Treitschke) länger anhaltenden Erfolg hatte.

 

DROBISCH, Karl Ludwig (1803–1854): Eigenh. Circular m. U., Augsburg, 1. Dezember 1843. 1 S., 4to. (30×21cm). Faltungen (hier etwas brüchig).

Bestell-Nr.: 56/124   Preis: € 60,--

Informatives Dokument zur Kirchenmusikgeschichte Augsburgs. – Drobisch, den Mendel-Reissmann etwas vorsichtig als nicht unverdienstlichen deutschen Kirchencomponisten bezeichnet, war seit 1837 Kapellmeister aller evangelischer Kirchen in Augsburg, hat aber im Gegensatz dazu fast nur katholische Kirchenmusik komponiert.  Mit diesem Rundschreiben lädt er sämmtliche Herren Organisten der prot. Kirchen zu einer Besprechung über amtliche Gegenstände ein und gibt als Termin Samstag den 2. Decemb. ¾ auf 12 Uhr und als Ort den Orgelchor der Barfüßer Kirche an. Unten sind sechs Kirchen mit den betr. Organisten aufgelistet (Printzing, Düring, Lehmann, Laibler, Bissinger, Hofstätter), die entweder eigenh. ihr Kommen zusagen oder lediglich das Schreiben zur Kenntnis nehmen.

 

DUPONT, Jean Fr. (1822–1875): Eigenh. Brief m. U., Linz, 30. November 1855, an den Verleger Schloß in Köln. 1 S., 8vo (22×14,5cm, 1 Bl.). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/125   Preis: € 50,--

Sehr stolz und in größter Eile teilt Dupont aus Linz mit, dass seine Oper »Bianca Siffredi« mit einem Beifall [am 23. d. M. uraufgeführt worden sei], welche[r] meine Erwartungen überstieg. Er bittet den Verleger, in Ihrem geehrten Blatte Notiz nehmen zu wollen. Die Ouverture wurde da capo verlangt und ich nach dem 1sten Act gerufen, eben so nach dem 2 & 3 Acte jedesmal 2 mal. Um seinen Erfolg zu unterstreichen, legt Dupont eine Beuhrtheilung [!] bei (hier nicht erhalten).

 

ECKERT, Karl (1820–1879): Eigenh. Postkarte m. U., Berlin, 2. September 1879, an Fräulein Seeger in Berlin. 9×14cm (Briefmarkenaufdruck: 5 Pf., violett). Etwas gebräunt.

Bestell-Nr.: 56/128   Preis: € 50,--

Eckert teilt einen guten Monat vor seinem Tod mit: Ich bin wieder in Berlin. Adressatin ist vermutlich die 1859 in Berlin geborene Gertrud Seeger, die 1882–1888 als Koloratur-Soubrette an der Wiener Hofoper große Erfolge gefeiert hat.

 

ERB, Karl (1877–1958): Eigenh. Brief m. U., Ravensburg, 16. Oktober 1950, an das Radio Studio Basel, Abtlg. Musik, 4 S., 4to (21×15cm, zwei Blätter). Etwas gebräunt; Eingangsstempel, Lochung.

Bestell-Nr.: 56/130   Preis: € 60,--

Der berühmte, inzwischen 73jährige Sänger meldet sich bei dem Sender wegen einer im November geplanten Aufnahme. Blatt 1 enthält den Brief, während sich auf Blatt 2 zur Auswahl eine Liste mit zahlreichen Liedern befindet. Viele Schubert-Lieder sind mit Bleistift angekreuzt und wahrscheinlich eingespielt worden.

 

ESSER, Heinrich (1818–1872): Eigenh. Quittung m. U., Wien, 18. Januar 1848, für Herrn Holding. 1 S., 8vo (20,5×17cm). Faltungen.

Bestell-Nr.: 56/131   Preis: € 50,--

Der erst seit 1847 als Kapellmeister beim k. k. Hofoperntheater angestellte Esser, der eine Unzahl von Liedern komponiert hat, quittiert den Empfang von 10 fl. Conv. Münze, die er für die beiden Einlagsarien zur Oper: „Des Teufels Antheil“ [1843 uraufgeführte Oper von Auber; Originaltitel: »La part du diable«] erhalten zu haben hiermit bescheinigt. Schönes Dokument der bis zu Beginn des 20. Jahrhundert noch währenden Gepflogenheit, für Sänger nach deren Können zusätzliche Nummern in Opern »einzulegen«, mit denen die Künstler besonders brillieren konnten.

 

EYSLER, Edmund (1874–1949): Eigenh. Brief m. U., o. O., undatiert, an einen nicht genannten Adressaten [Anrede: L. Fr. für »Lieber Freund«]. 1 S., 8vo (17,5×11cm, 1 Bl.).

Bestell-Nr.: 56/132   Preis: € 40,--

Mit diesem Brief sende ich Ihnen die 2 versprochenen Sitze [= Karten] für Morgen (Freitag) in’s Carlstheater; er weist noch darauf hin, dass er mit Herzmansky [Wiener Notenverleger und Inhaber der Musikhandlung Doblinger] im Laufe der nächsten Woche sprechen könne.

 

FUCHS, Carl (1838–1922): Eigenh. Brief m. U. in englischer Sprache, 18. Juni 1893, an eine unbekannte Adressatin (Name unleserlich, Attlin?). 3 S., kl.-8vo (15×10cm, Doppelbl. mit Prägung einer Adresse in Manchester.

Bestell-Nr.: 56/136   Preis: € 120,--

C. Fuchs war Kritiker, Pianist (u. a. Schüler von Hans v. Bülow), Dirigent und Komponist; sein Name ist v. a. noch aus der Biographie Nietzsches bekannt, mit dem er seit 1872 befreundet war und im Briefwechsel stand. Hier erwähnt er kurz eine Begegnung mit Max Bruch und erkundigt sich dann nach Professor Cossmann’s Scotch Adress. Es ist damit der Cellist B. Cossmann (1822–1910) gemeint.

 

GENÉE, Richard (1823–1895): Eigenh. Brief m. U., Königsberg, 10. April [o. J., wahrsch. um 1856], an einen Lieben Herrn Director (wahrsch. des Theaters in Riga). 3 S. , 8vo (22,5×14,5cm, Doppelblatt aus hellblauem Papier).

Bestell-Nr.: 56/138   Preis: € 75,--

Genée kündigt in diesem launigen Brief sein baldiges Kommen in Riga an. Er sei bisher in Königsberg geblieben, weil das hiesige Publikum zum Glück so gescheidt sei, einen so guten Geschmack habe und ihn so gerne sehe, daß ich bis jetzt vor ganz vollen Häusern und mit wirklich hier höchst [an]haltenden Beifall spiele. Nebenbei teilt er mit, dass er z. B. mit dem Stück »Sachsen in Preussen« innerhalb von acht Tagen fünfmal aufgetreten sei, so sehr gefällt es u. mein Tanzen darin; dabei handelt es sich (nach Stieger) um ein 1856 in Berlin uraufgeführtes »Genrebild« (Komponist nicht nachgewiesen). Der ganze Brief dreht sich ausschließlich um Genée als Sänger, eine Tätigkeit, die in keinem Lexikon erwähnt wird.

 

GENÉE, Richard (1823–1895): Eigenh. Brief m. U., Prag, 25. März 1867, an den Herrn Collegen [in Dresden]. 3 S., 8vo (23×14,5cm, Doppelblatt mit Blindprägung: DIREKTION DES DEUTSCHEN K. LANDESTHEATERS PRAG). Am Falz mit Papierstreifen hinterlegt, Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/139   Preis: € 60,--

Genée, der seit 1864 am Landestheater in Prag wirkte, teilt mit, dass an seiner Bühne die »Afrikanerin« gegeben werden soll. Er habe sich deshalb anhand eines Klavierauszugs mit den blau bezeichneten Leipziger Strichen vertraut gemacht, welche ihm aber besonders in den Ensemble’s etwas sehr haarsträubend und rücksichtslos erschienen und möchte sich nun, bevor er sich mit diesem Problem näher befasse, nach dem dabei befolgten Brauch bei einer größeren, maßgebenderen Bühne erkundigen. Er bittet seinen Collegen, in beifolgendem Clavierauszuge Ihre Dresdner Striche einzuzeichnen. Gleichzeitig erkundigt sich Genée, ob u. wann in den nächsten 3–4 Wochen eine Aufführung der Oper bei Ihnen zu erwarten sei; so könnte ich es doch vielleicht möglich machen, derselben zu meiner näheren Informierung persönlich beizuwohnen.

 

GERNSHEIM, Friedrich (1839–1916): Eigenh. Brief m. U., Berlin, 1. Oktober 1891, an den Sänger und Liedkomponisten Eugen Hildach (1849–1924). 1 S., 8vo (22×14cm, 1 Bl. aus kariertem Papier).

Bestell-Nr.: 56/142   Preis: € 75,--

Gernsheim, der seit 1890 den Sternschen Gesangverein leitete, bittet den Adressaten, am 18./19. October [in dieser Chorvereinigung] die Bass- resp. Bartonpartie zu übernehmen und hofft, keinen „Korb“ zu erhalten.

 

GOLDMARK, Carl (1830–1915): Eigenh. Postkarte (Correspondenz-Karte) m. U., Wien, 20. Januar 1878 (nicht ganz zuverlässig lesbarer Poststempel), an Herrn Kasch, Sekretär am Deutschen Theater in Prag. 8,5×14cm. Briefmarkenaufdruck. Etwas gebräunt, eine Faltung.

Bestell-Nr.: 56/141   Preis: € 140,--

Treffe Sonntag abends 10 Uhr in Prag ein, teilt Goldmark kurz mit und kündigt damit sein Kommen zur dortigen Premiere seiner berühmtesten Oper, »Die Königin von Saba« (24. Januar 1878), an.

 

GODARD, Benjamin (1849-95), 2 eigenh. Briefe m. U., 25. Juli (dieser m. Briefumschlag) und 21. August 1894, o. O., an Monsieur Lefèbvre in Enghien. Jeweils 2 S., 4to (27,5×21cm, jew. 1 Bl.).

Bestell-Nr.: 56/144   Preis: € 60,--

Der Adressat könnte Godards Kollege am Pariser Konservatorium, Charles Ed. Lefèbvre (1843–1917), gewesen sein. – Godard entschuldigt sich im ersten Schreiben, (wegen eines Schlagan­falls?) nicht ansprechbar gewesen zu sein, weshalb er keinen Besuch habe empfangen können (en ce moment, je ne suis vraiment pas en train de parler. Je vais un peu mieux depuis 2 jours...); im zweiten meldet er sich nach allmählicher Rekonvaleszenz und bedauert, den ganzen Winter im Süden weit weg von seinen Schülern verbringen zu müssen.

 

GOLLMICK, Karl (1796–1866): Eigenh. Brief m. U., [Ortsangabe unleserlich], 29. April 1851, an einen nicht genannten Adressaten [vermutl. in Holland]. 2 S., 8vo (21,5×13,5cm, Doppelblatt aus hellblauem Papier). Brieffaltungen.

Bestell-Nr.: 56/145   Preis: € 80,--

Zunächst teilt Gollmick mit, dass die Sängerin Frau Anschütz nicht nach Holland kommen könne, weil ihr der Arzt krankheitsbedingt das Singen für die nächsten 14 Tage verboten habe; Ursache für die Indisposition sei der Mangel an süßem Wasser (bei der genannten Künstlerin dürfte es sich um die 1793 geborene Sopranistin Josephine Anschütz-Kette handeln; Sterbedatum unbekannt). Danach erwähnt Gollmick noch eine Annonce, die gelungen sei und die Meinige bei weitem in [den] Schatten stelle. Selbstverständlich werde der Adressat hierbei auch genannt, was dieser offenbar in einem vorausgegangenen Brief bezweifelt hatte. Dies wäre sogar notwendig, da es weit mehr Vertrauen machen muß, wenn 2 Männer ein so weit umfassendes Projekt in die Hand nehmen. Auch müßten wir dem Publikum vis à vis offen zu Werke gehen, deshalb hätte ich mich keinesfalls weder allein genannt, noch mich mit fremden Federn geschmückt.

 

GOUNOD, Charles (1818-93): Eigenh. Briefkarte m. U., Paris, 1. August 1889, an Ch. Laurent de Ritter (ebd.). 1 S., 12° (7×11cm, Doppelblatt). Am Falz brüchig und etwas eingerissen.

Bestell-Nr.: 56/146   Preis: € 120,--

Teilt seine Abreise in die Normandie mit.

 

GOUVY, Theodor (1819–1898): Eigenh. Brief m. U., Oberhomburg (Lothringen), 28. Oktober 1887, an einen nicht genannten Adressaten. 1 S., 8vo (20×12,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/147   Preis: € 80,--

Nach Mendel-Reissmann (1874) dokumentiere nur das vorwiegend rhythmische Element seiner Werke den geborenen Franzosen; die sich darin aussprechende Kunstgesinnung ist echt deutsch ... – Im vorliegenden Brief bittet Gouvy darum, ihm den Klavierauszug meines Chorwerks „Egill“ zurückzusenden, damit er einige Aenderungen, die ich in der Partitur vorgenommen [habe], dort eintragen könne. Es handelt sich dabei um die Dramatische Kantate op. 86 für Tenor- und Baritonsolo, vierstimmigen Männerchor und Orchester.

 

Lädt man einen Bratschisten wegen des Essens oder wegen der Witze ein?

 

GRELL, Eduard August (1800–1886): Eigenh. Brief m. U., Berlin, 26. März 1855, an den Königl. Kammer Musiker und Bratschisten G.[ustav] Richter. 1 S., gr.-8vo (23×14cm, Doppelblatt aus blauem Papier). Adressfaltung, Reste des Siegels (ohne Blattverletzung).

Bestell-Nr.: 56/149   Preis: € 250,--

Möchten Sie mir nicht die Freude gewähren u. heut Abend nach der Musik unter Einnahme eines Abendbissens noch ein Stündchen bei mir zu verplaudern? – Der Zelter-Schüler E. A. Grell war Direktor der Berliner Singakademie und gelangte durch seine strengen Vokalkompositionen zu hohen Ehren. – Gustav Richter dagegen blieb, da er »nur« Bratschist war, (fast) ohne lexikalische Ehren. Ledebur weiß nur zu berichten, dass bereits der Vater (Joh. Gottfried Richter, ca. 1787–1852) von der 2. Geige zur Bratsche „herunter“-gekommen war und dass auch Gustav Richters Brüder Eduard und Theodor zur gleichen Spezies der streichenden Untermenschen gehörten. Ledeburs Präsensform spielen sämmtlich die Bratsche lässt vermuten, dass die drei Brüder Richter sich Anno 1861 immer noch in diesem misslichen Zustand befanden. Wenn ihn Grell einer kalorienversprechenden Einladung würdigte, zeigt dies, dass letzterer kein Erzähler von Bratscher-Witzen gewesen sein kann.

 



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