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Sonderliste
Autographen
Kontraktbrüchigkeiten in der Oper
SALVI, Matteo (1816–1887): Drei Briefe, jeweils von verschiedener Sekretärshand, davon zwei mit eigenh. Unterschrift, an den Direktor des ständischen Theaters in Prag, Franz Thomé. Bestell-Nr.: 56/247 Preis: € 150,-- Salvi, ein Schüler Donizettis und gesuchter Gesangslehrer, hielt sich seit 1841 in Wien auf, wo er 1860 zum Direktor der K. K. Hofoper ernannt wurde. – Die Briefe betreffen die 1835 geborene Sängerin Luise Lichtmay (später: L. Garay-Lichtmay; Sterbedatum unbekannt), die in den Spielzeiten 1859/60 am Deutschen Theater Prag und 1860/61 in Hamburg engagiert war. 1861 bis 1863 gehörte sie der Wiener Hofoper an (in diesem Zusammenhang stehen die vorliegenden Briefe). Nach zahlreichen weiteren Engagements an den großen Bühnen Mitteleuropas übersiedelte sie in die USA, wo sie eine zweite Karriere startete. Die Schreiben dokumentieren ein damals brennendes Problem, nämlich die Kontraktbrüchigkeit der Theaterangehörigen bei besseren Angeboten. Es gab zwar ein Bühnenschiedsgericht, doch war dessen Macht beschränkt; eine allgemein verbindliche Bühnenorganisation mit allgemeinverbindlicher Gesetzgebung bestand noch nicht. — Wien, 30. Juli 1861. 1 S., fol. (28,5×22,5cm, Doppelblatt mit ovaler Blindprägung: K: K: HOFOPERNTHEATER DIRECTION). Brieffaltungen, Tinte etwas durchschlagend. – Offenbar hatte Thomé vom Deutschen Theater in Prag wegen der gerade in Wien neu angestellen Sängerin eigene vertragliche Ansprüche geltend gemacht, worauf ihm Salvi mitteilt, dass Fräulein Lichtmay in § 1 des soeben abgeschlossenen Kontraktes erklärt habe, sie sei durch keinen früher eingegangenen Vertrag gebunden und vollkommen frei und rechtskräftig berechtigt zu contrahiren. Er rät, Thomé solle sich in dieser Angelegenheit direkt mit der Sängerin in Verbindung setzen. — Wien, 4. September 1861. 1 S., fol. (28,5×22cm, 1 Bl.). Brieffaltung. – Thomé wird mitgeteilt, dass man bereit sei, die Vormerkung auf die Gage des Frles. Lichtmay [...] laut Schuldschein dd. 28. August 1861 an Euer Wohlgeboren ausgesprochene Entschädigungssumme zu bewilligen. Die Summe würde aber erst 1864 beglichen, da dies in dem Dokument so vereinbart sei; Voraussetzung wäre allerdings, dass die Sängerin dann überhaupt noch an der Wiener Hofoper angestellt sei. — Wien, 22. September 1861. 1 S., fol. (29,5×22,5cm, 1 Bl. mit Blindprägung: Stempel des Ständischen Theaters in Prag). Das Dokument wurde rechts oben als Abschrift gekennzeichnet (zeitgenöss.). – Die Abschrift wurde Thomé zur gefälligen Kenntnisnahme und Rückäußerung zugestellt. Es handelt sich dabei um die Kopie eines Schreibens, das Salvi in der Streitigkeit um die Sängerin Lichtmay an das wohllöbl: Präsidium des deutschen Bühnen=Vereins zu Berlin (von Hülsen) gerichtet hatte. Hier wird angegeben, daß Herr Thomé bereits mit Frln: Lichtmay ausgeglichen sei.
SCHARWENKA, Xaver (1850–1924): Eigenh. Brief m. U., o. O., 3. Oktober 1886, an einen nicht genannten Adressaten. 2 S., 8vo. Bestell-Nr.: 56/252 Preis: € 180,-- Kannst Du mir zum 15. d. M. einen Flügel in Königsberg stellen? Ich spiele dort im großen Theater & es müßte jedenfalls ein großes & gutes Instrument sein. Ich bin dermaßen mit Arbeiten überhäuft, daß ich kaum aus der Bude heraus komme.
SCHARWENKA, Xaver (1850–1924): Zwei eigenh. Brief m. U., o. O., an einen ungenannten Adressaten. Zus. 3 S., 8vo (Doppelbl. mit kl. Vignette). Bestell-Nr.: 56/253 Preis: € 200,-- 3. Januar 1887: Scharwenka teilt mit, daß die Taufe meines Kindes am 6ten stattfinden wird & ich knüpfe an die beifolgende Einladung die Bitte, daß Sie Pathenstelle bei dem kleinen Kerl übernehmen möchten. o. D. (mit Sicherheit wenig später): Mein kleiner Junge heißt wie mein Bruder – letzteren nennt man [in griech. Buchstaben] Philippos.
SCHARWENKA, Xaver (1850–1924): Eigenh. Brief m. U., Berlin, Montag o. J., an einen nicht genannten Adressaten. 2 S., 8vo (Doppelbl.). Bestell-Nr.: 56/254 Preis: € 120,-- Nimmt die freundliche Einladung zum 7. Febr. an; voraussichtlich beginnen die Proben meiner Symphonie (Leipziger Aufführung, 10ten Febr.) erst am 8ten.
SCHILLINGS, Max von (1868–1933): Zwei eigenh. Briefe m. U. aus der Korrespondenz mit Fritz Brandt (1918); sehr gut erhalten. Bestell-Nr.: 56/63 Preis: € 180,-- Schillings hatte sich 1914 mit Kriegsbeginn freiwillig als Sanitätssoldat gemeldet, zugleich aber an seiner nachmals berühmtesten Oper, »Mona Lisa« (Uraufführung: Stuttgart 1915) weitergearbeitet und war auch während der Kriegsjahre in Stuttgart als Generalmusikdirektor tätig. Aus der Korrespondenz geht hervor, dass Hauptmann F. Brandt im Sommer 1918 zum Polizeimeister von Brüssel im besetzten Belgien ernannt worden war und dadurch offenbar auch für das Musikleben der Stadt zuständig war. Der zweite Brief informiert über ein kaum bekanntes Thema der Musikgeschichte – das Musikleben in deutsch besetzten Gebieten während des Ersten Weltkrieges. – Stuttgart, 19. Februar 1918 (3 S., 8vo, 18,5×14,5cm; Doppelbl. m. gedr. Stuttgarter Adresse): Für all die vielen mir wieder in Brüssel erwiesenen Liebenswürdigkeiten schickt Schillings mit separater Post einen Klavierauszug von »Mona Lisa« an Brandt. Dann erkundigt er sich nach meinem Sorgenkind „dem Schinken“, den Brandt über Cöln hieher gelangen lassen wollte. In Anspielung auf den seinerzeit populären Roman von Elisabeth von Heyking befürchtet er, die Sendung könne zu „Briefen die ihn nicht erreichten“ gehören. –
Timmendorferstrand, 7. August 1918 (3 S., kl-4to, 21×16,5cm;
Doppelbl. m. gedr.
Stuttgarter Adresse; dabei der Briefumschlag mit
»Kriegsadresse« Brandts und
der Aufschrift Feldpost;
quer-kl.-8vo, 11×17cm): Schillings weilte zur Erholung in dem
berühmten Seebad.
Als Nachfolger für Fritz Volbach, der zwischen 1916 und 1918
in Brüssel das
Deutsche Symphonieorchester leitete, empfiehlt er einen Dr. L. [Name
nicht
lesbar]; es überwiegen
bei Dr. L. die
famosen künstlerischen Qualitäten so sehr seine ab u.
zu bemerkbare nervöse
Veranlagung, daß er der rechte Mann für Sie und Br.[üssel]
wäre!
Dann geht Schillings auf die
offenbar neue militärische Aufgabe Brandts ein: Darf
man Ihnen zu Ihrer neuen, mich in
geziemenden Respekt versetzenden
Würde gratulieren? Oder empfinden Sie sie mehr als
patriotische Pflicht?
Unter Hinweis auf seine bevorstehende Scheidung fügte er noch
an: Da ich im
kommenden Winter ein freier Mann
sein werde, würd[e] es mich herzlich
freuen auch in Brüssel wieder einmal für unsere Kunst
wirken zu können.
SCHILLINGS, Max (1868–1933): Eigenh. »Kartenbrief« m. U., Gürzenich, 21. Oktober 1906, an das Konzert-Bureau Emil Gutmann in München. 1 S., 8vo (16,5×12,5cm, 1 Bl. mit Briefmarkenaufdruck). Umlaufende Zähnung. Bestell-Nr.: 56/256 Preis: € 80,-- Schillings versichert sein Kommen zu einem Konzert in München. Wegen des herrschend milden Wetters werde er seine Nachkur noch etwas verlängern und deshalb erst kurz vorher in der Stadt eintreffen. Ich werd[e] auch nicht verfehlen nach Kräften dafür Propaganda zu machen, denn das Programm wie die Tendenz des Abends sind mir gleich sympathisch.
SCHMITT, Alois (1788–1866): Eigenh. Brief m. U., Frankfurt a. M., 27. März 1834, an die Musikhandlung H. A. Probst=Kistner in Leipzig. 1 S., 4to (26,5×22,5cm, 1 Bl. aus sehr zartem Papier). Adressfaltungen; Tinte leicht durchscheinend; zwei Einrisse (oben mit unbedeutendem Textverlust in der Datierungsangabe, links den Brieftext unwesentlich berührend, da noch vollständig lesbar). Bestell-Nr.: 56/258 Preis: € 100,-- A. Schmitt, einer der ausgezeichnetsten jetzt lebenden Clavierspieler und auch als Componist für sein Instrument berühmt, lebte seit 1829 als Virtuos, Componist und nebenbei als Lehrer seiner Kunst in Frankfurt/M. (Schilling, 1840). Im vorliegenden Brief empfiehlt er einen bisher nicht identifizierbaren Herrn Cramer aus Stuttgart, der erst einige zwanzig Jahre alt sei, und bei dem es sich um ein ausgezeichnetes Talent so wohl als Clavierspieler wie auch als Componist handle. Schmitt bittet den Verlag, sich seines Schützlings anzunehmen: Niemand verdient es mehr als H. Cramer.
SCHMITT, Florent (1870-1958): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., Saint-Cloud, 22. April (o. J.), an einen Dirigenten. 1 S., 8vo (21×13,5cm, 1 Bl.). Lochung. Bestell-Nr.: 56/259 Preis: € 60,-- Bedankt sich für die erfolgreiche Werbung durch die Aufführung seiner Orchesterwerke in Italien.
Cette vie d’après-guerre et sans Mussolini pour l’activer
SCHMITT, Florent (1870–1958): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., Artiguemy (Pyrenäen), 22. September [1924], an den Dirigenten Piero Coppola (1888–1971). 2 S., 4to (27×20,5cm, 1 Bl.). Brieffaltung. Lochung. Bestell-Nr.: 56/260 Preis: € 100,-- In dem langen und inhaltsreichen Brief schlägt Schmitt verschiedene seiner neuesten Werke zur Aufführung vor, darunter »Salambô«, eine Filmmusik, die gerade in Kairo aufgeführt werden soll: La partition de Salambô est en ce moment en voyage sur la Méditerranée. Il est question de la jouer au Caire avec le film. Cela m’inquiète un peu ... Er bereite daraus gerade eine Orchestersuite vor (1925 erschienen); er beschwert sich über cette vie d’après-guerre et sans Mussolini pour l’activer (!). Es folgen weitere Vorschläge und die Schilderung des Uraufführungs-Missgeschicks seines »Scherzo vif« wegen Erkrankung des Solisten ...
SCHNEIDER, Friedrich (1786–1853): Eigenh. Brief m. U., o. O. [wahrsch. Dessau], 6. November 1851, an Ad.[olf] Köckert (1828–1911), Tonkünstler [zu dieser Zeit wohl in Dessau, da keine weitere Adresse genannt]. 2 S., 8vo (22×15cm, Doppelblatt mit hübscher Lithographie, ca. 5×12,5cm: größerer Bauernhof mit separater Stallung, Wiesenstück mit Bäumen). Adressfaltung. Unwesentliche Fehlstelle (ohne Textverlust). Bestell-Nr.: 56/262 Preis: € 120,-- Bereits die selten anzutreffende Sorte Briefpapier macht das Schreiben zu einem hübschen Sammlerobjekt. – Offenbar hatte der Violinvirtuose Köckert den Schreiber bei [dem] mir freundlichst zugedachten Besuche nicht angetroffen; ich muß meist alle Tage in amtlichem Geschäft um 9 Uhr ausgehen. Um 8 Uhr früh ist die sicherste Zeit mich zu treffen. Schneider bittet ihn nun, sich am Sonnabend Vormittag um 10 Uhr im Concertsaal einzufinden, da sonst kein Solist auftreten soll, so ist zu zweimaligem Spiel Zeit genug vorhanden.
SCHNEIDER, Wilhelm (1783–1843): Eigenh. Brief m. U., Merseburg, 18. Dezember 1829, an den Verleger M. A. Schlesinger in Berlin. 1 S., 4to (24×20cm, 1 Bl.). Adressfaltung. Beschnittene Blattverletzung an der Siegelstelle (ohne Textverlust). Bestell-Nr.: 56/263 Preis: € 150,-- Wahrscheinlich durch Spielschulden in Schwierigkeiten geraten und in der Hoffnung, ohne Geld aufbringen zu müssen, wieder aus der Verlegenheit zu kommen, bietet der Merseburger Organist und Musikdirektor dem Berliner Verlagshaus 12 Lieder für Militair-Chöre [...] unter dem Titel: Vaterlandsliebe an: Durch gewisse Umstände bin ich dem kommandierenden Gen. der Provinz Sachßen, H. v. Jagow, so wie dem dasigen Festungskommand. Gerl. Haake, verbindlich geworden, und da namentlich letzterer ein sehr guter Musicus ist, möchte ich diese Verbindlichkeit für Beide durch die Dedication eines musical. Werkchens lösen. Schneider nennt dessen genauen Umfang und deutet seine Honorarvorstellungen durch die Mitteilung an, dass er von kleinen Verlagen in Meissen und Halle bisher pro Lage 1 Friedrichs d’or, u. 20 Freiexemplare, worunter 6 auf Velin, erhalten habe. Der Erledigungsvermerk der Kanzlei Schlesingers, refusirt, dokumentiert, dass Schneider von hier keine Hilfe zu erwarten hatte.
SEIBER, Mátyás: Eigenh. Brief m. U. [nur mit dem Vornamen gezeichnet], o. O. [wahrsch. London], 11. Mai 1959, an einen Freund Conrad, 2 S. 4to (25×20,5cm), mit dem gedruckten Briefkopf 51. STAFFORDRD., CATERHAM, SURREY (Lochung). Bestell-Nr.: 56/268 Preis: € 180,-- Berichtet von einem Tonband, das drei Monate bei der BBC gelegen hatte und dann – obwohl eigentlich für ihn bestimmt – an den Absender zurückgegangen war. Die BBC ist eben sehr gross (über 12000 Angestellte, glaube ich) und in Dutzenden von Gebäuden ... Er habe gehört, dass ein weiteres Band unterwegs sei, das er aber nur in der BBC abhören dürfe. Seiber möchte deshalb, dass das alte Band nochmals an ihn (über die Adresse eines Mr. Isaac) geschickt werde, das er dann mitnehmen könne. – M. Seiber (1905–1960), ungarischer Herkunft, führte ein bewegtes Dasein (Budapest, dann als Schiffsmusiker tätig, Frankfurt/M., London, zuletzt Südafrika, wo er in Johannesburg bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist). Mithilfe einiger Tonträger kann man sich gegenwärtig über Seibers kompositorisches Schaffen orientieren.
SIBELIUS, Jean (1865–1957): Eigenh. Brief m. U. in schwedischer Sprache an seinen Bruder, 6. März 1938. 1 S., octavo (Doppelbl., 20×16,5cm). Schönes Blatt. Bestell-Nr.: 57/99 € 480,-- Sibelius bedankt sich für die Grüße seines Bruders und lobt ihn: „Ihr Gedächtnis ist bewundernswürdig“. – Vollständig eigenhändige Briefe aus Sibelius’ höherem alter sind ziemlich selten. SIBELIUS, Jean: Maschinenschr. Brief mit eigenh. Unterschrift in Bleistift an Sir Ronald Storrs, Järvenpää, 11. Januar 1952, 1 S. g.-8vo. Bestell-Nr.: 56/274 Preis: € 280,-- Dankt für Geburtstagsgrüße, die er zum 70. des Adressaten erwidert. Er bittet diesen, bei Gelegenheit Sir Thomas Beecham, der seinen Besuch in Finnland angesagt habe, zu grüßen; er hoffe, ihn zu treffen. Auf dem Rückblatt hs. Anmerkungen Sir Storrs über Sibelius.
SILCHER, Friedrich (1789–1860): Eigenh., mit S signierte Quittung für den Tübinger Verlag Laupp, o. O. [sicher Tübingen], 3. Oktober 1828. 1 S., quer-8vo (10,5×16,5cm, 1 Bl.). Bestell-Nr.: 56/270 Preis: € 190,-- Herr Laupp erhalten von Silcher am 3.t Oct. 1828: 20 Exemplare Lieder mit Klavierbegl. Op. 12. II.tes Heft zu Kerners Liedern à 36 xr zum Versenden ins Ausland / 24 Exempl. für Ulm, Heilbronn (6 abgesandt) u. Tübingen / 44 Ex. / Nach Zürich habe ich früher selbst gesandt. Die genannten Musikalien waren bei Zumsteeg (Stuttgart) erschienen und sind wahrsch. von Silcher an verschiedene Musikalienhandlungen in Kommission gegeben worden (bei der Züricher Firma dürfte es sich um Nägeli handeln). – Bei Laupp sind verschiedene Kompositionen Silchers erschienen.
SILCHER, Friedrich (1789–1860): Eigenh. Brief m. U., Tübingen, 23. September 1840, an einen nicht genannten Adressaten (Euer Wohlgeboren, wahrsch. in Gotha), 1 S. 4to (24×19,5cm), Doppelblatt mit mehreren Faltungen (Tinte gering durchscheinend). Bestell-Nr.: 56/271 Preis: € 250,-- Silcher, der nicht versäumt, seiner Unterschrift noch Universit. Musikdirektor beizufügen, bedankt sich für die Zusendung der höchst gemüthlichen Deutschen Sagen (bei diesen dürfte es sich um die berühmte dreibändige Ausgabe der Deutschen Sagen von Gustav Schwab gehandelt haben, die zwischen 1838 und 1840 erschienen waren). Eigentlich hatte er noch einige eigene Kompositionen beifügen wollen, was ihm aber z. Zt. nicht möglich sei; er nütze allerdings die Gelegenheit, seinem nach Gotha reisenden Freund, diese Zeilen an Ew. Wohlgeboren gelangen zu lassen. Wie aus dem post scriptum ersichtlich, verpasste Silcher den vorgesehenen Überbringer und läßt daher meinen Brief durch andere Gelegenheit abgehen.
SINDING, Christian: Eigenh. Brief m. U., Christiania, 30. 11. 1904, 1 S. 4to, geringe Heftspuren. Bestell-Nr.: 56/272 Preis: € 180,-- Der norwegische Komponist Sinding (1856-1941) bedauert, die Partitur zu Gazouillement de Printemps nicht einsenden zu können, da die Rechte dazu beim Verlag C. F. Peters in Leipzig lägen, wohin sich der Briefempfänger wenden möge.
SLEZAK, Leo (1873–1946): Eigenh. Grusskarte m. U., Wien, 11. Februar 1930, an eine nicht genannte Person [angebl. Anna von Mildenburg]. 1 S., kl.-quer-8vo (8,5×13,5cm, 1 Bl. dünner, hellbrauner Karton). Bestell-Nr.: 56/273 Preis: € 80,-- Aufschrift: herzlichen Gruß – von Ihrem Leo Slezak. Der Überlieferung nach aus Vorbesitz von A. Bahr-Mildenburg (s. den Kommentar zu Slezaks Briefkarte vom 31. Maärz 1908).. „Süßholz“ nach dem Skandal um Spontinis Abschied von Berlin 1842
SPONTINI, Gasparo (1774-1851): Besonders schöner eigenh. Brief m. U., Paris, 22. Juni 1844, an Carl Friedrich Rungenhagen, Direktor der Berliner Singakademie, in französischer Sprache; 1 S. 4to (26,5 x 22 cm), mit eigenh. beschriftetem Adressblatt (mit Siegel, kl. Randbeschädigung durch Siegelausbruch); leichte Bräunung, sonst sehr gut erhalten. Bestell-Nr.: 57/101 € 560,-- Spontini war seit 1820 Preußischer Generalmusikdirektor. Gegen Ende seiner Amtszeit hatte er in Berlin viele Feinde, wobei nicht nur sein eigener, schwieriger und herrschsüchtiger Charakter, sondern zweifellos auch einige romantisch-nationalistische Fremdenfeindlichkeit gegen den Italiener eine Rolle spielte. 1841 war Spontini wegen Majestätsbeleidigung zu Festungshaft verurteilt, jedoch sogleich begnadigt worden. In einer Aufführung des „Don Giovanni“ wurde vom Publikum so gelärmt und gestört, dass Spontini das Dirigentenpult verlassen musste und bald in den Ruhestand versetzt wurde. 1842 verließ er Berlin und lebte dann zumeist in Paris. – Im vorliegenden Brief berichtet er von seiner dortigen Wichtigkeit und hektischen Aktivität, die hier wohl sehr gezielt nach Berlin berichtet wird: (Übersetzung:) „Herr Stern meldet mir seine Abreise nach Berlin für morgen früh; extrem ermüdet nach neunstündiger Sitzung im Institut [de France] für den Wettbewerb zum großen Rompreis und zur Beratung über die Nachfolge des verstorbenen [Henri Montan] Berton, habe ich kaum noch Kraft und Geist, um hier eilig einige Zeilen niederzuschreiben. Doch um unsere wertvolle Freundschaft aufzufrischen, versichere ich Sie, mein lieber und vorzüglicher Herr Rungenhagen, meiner größten Wertschätzung, wie sie auch mir von Ihrer Seite stets zuteil wurde und sich mir tief in Gedächtnis und Seele geprägt hat. Ich erwarte mit Ungeduld die Gelegenheit, Ihnen dies in persönlich zu bezeigen. In der augenblicklichen Eile will ich hier keine weiteren Details ansprechen, weil dies Herr Stern mündlich tun und neueste und sicherste Nachrichten von mir an all meine Berliner Freunde überbringen wird“ Der vorliegende, recht allgemein gehaltene und deshalb sehr „politische“ Brief von 1844 fällt durch seinen erstaunlich devoten und überfreundlichen Stil auf. Spontinis Emissär Stern hatte gewiss genaue Anweisungen, in Berlin nach dem Desaster von 1842 wieder Terrain gut zu machen. In diesem Kontext erhält unser Brief, dessen graphisch überaus sorgfältige Schreibweise in krassem Widerspruch zur vorgeblichen Eile steht, eine hoch interessante Stellung: Er wirft ein Schlaglicht auf eine spannende Episode in der Berliner Musikgeschichte im Zusammenhang mit den dramatischen und so unrühmlichen Umständen um Spontinis Abschied, bei dem offensichtlich alle Seiten gravierende Fehler gemacht hatten. STIEDRY, Fritz (1883–1968): Eigenh. Brief m. U., o. O., undatiert, an Oskar Bie [?]. 1 S., 4to. (28×21cm, 1 Bl.). Brieffaltung. Bestell-Nr.: 56/276 Preis: € 50,-- Der Dirigent Fritz Stiedry ist durch die Uraufführungen von A. Schönbergs »Die glückliche Hand« und der zweiten Kammersinfonie in die Musikgeschichte eingegangen. – Hier kondoliert er recht formlos (und dafür umso glaubhafter) zum Tod des Vaters von Bie (Name nicht zweifelsfrei feststellbar).
STOCKHAUSEN, Karlheinz (* 1928): Eigenh. Brief m. U., o. O., 13. Mai 1958, an Dr. Schweighofer, 1 S. (mit grüner Tinte beschrieben), quer-fol. (21×29,5cm), zweimal gefaltetes Blatt (halbtransparentes Durchschlagpapier); Tinte etwas durchschlagend. Bestell-Nr.: 56/277 Preis: € 180,-- Der vorliegende Brief diente dazu, dem Adressaten im Rahmen seiner Forschungen zu dienen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Werk und Handschrift bei Komponisten beschäftigt: Ihren Brief vom 30. 4. 1958 konnte ich nicht früher beantworten, da ich längere Zeit verreist war. […] Hoffentlich genügen diese wenigen Zeilen als Handschriftprobe für Ihre wissenschaftlichen Bemühungen. […]
STOLZ, Robert: Maschinenschriftl. Brief m. eigenh. U., Wien, 27. 8. 1963, an einen Freund, 1 S. gr.-8vo. Bestell-Nr.: 56/279 Preis: € 85,-- Stolz (1880-1975) bedankt sich für gute Wünsche u. erwidert sie, für "Gesundheit, Tzfriedenheit (sic!!), Erfolg und Gottes Segen".
Einer der kleinsten Briefumschläge der Musikgeschichte
STRAUSS, Adele (–): Drei Dokumente aus der Korrespondenz der Ehefrau des Walzer-Königs, die einen knappen Einblick in ihren gesellschaftlichen Alltag vermitteln. Bestell-Nr.: 56/280 Preis: € 180,-- – Winziger Briefumschlag (4,5×10,5cm; grüne 5 Heller Briefmarke) mit einliegender Visitenkarte der Frau Johann [sic] Strauss (4×8,5cm), undatiert (Datum des Stempels nicht identifizierbar), adressiert an Dr. E. O. Krausz in Wien. Es dürfte sich um einen der kleinsten Briefumschläge handeln, die je verschickt worden sind (dass er nicht bei Post verlorenging, ist ein kleines Wunder)! – Unter dem Namen befindet sich unten noch folgender Aufdruck: Mittwoch Nach [hier dürfte eine Uhrzeit hs. einzutragen sein] und IV. Gusshausstr. 12. Wahrscheinlich handelte es sich um einen eingerichteten Besuchstag für Fremde. – Eigenh. Briefkarte m. U., o. O., undatiert, an einen Herrn von Spiegl. 1 S., 8×11,5cm (schwarz umrandet). Auf der kurzen, mit Frau Johann Strauß unterzeichneten Mitteilung erinnert sie daran, einem Moriz Meyer ... Baden [bei Wien?] herzlichste Grüße ausrichten zu wollen. – Eigenh. Briefkarte m. U., o. O., undatiert, an einen verehrten Freund. 2 S., 9×11,5cm (schwarz umrandet). Für eine von A. Strauß am folgenden Morgen gegebene Gesellschaft teilt sie mit, dass sie (wahrscheinlich zur Begrüßung) eine Kleinigkeit verlesen wolle; zum andern bittet sie den Adressaten, etwas im Dialekt der Frau Sopherl beizutragen und dabei auf bestimmte Gäste einzugehen.
Strauss contra Breitkopf & Härtel
STRAUSS, Richard: Eigenh. Brief m. U. „RichardStrauss“, Düsseldorf, 21. Mai 1902, an Gustav Rassow (Präsident der Franz-Liszt-Stiftung), 1 S., fol., gefaltet. Bestell-Nr.: 56/282 Preis: € 600,-- Strauss ärgert sich in Zusammenhang mit der geplanten Liszt-Gesamtausgabe über den Inhaber des Verlags von Breitkopf & Härtel, Oskar von Hase (1846–1921): „Für wie dumm uns Herr von Hase hält, ist wirklich beleidigend.“ Dann spricht er noch einen „Brief von Steinbach“ an, der „absolut einwandfrei“ sei und „alles wesentliche“ erschöpfe. Schließlich kündigt Strauss noch an: „Heute Abend geht’s nach London.“ – Mit Steinbach könnte einer der beiden Brüder und Kapellmeister Emil (1849–1919) oder Fritz (1855–1916) St. gemeint sein.
…Herrn Robert Schumann die Partitur zur Einsicht zuzuschicken
TÄGLICHSBECK, Thomas (1799–1867): Eigenh. Brief m. U., Hechingen, 31. Oktober 1838, an einen nicht namentlich genannten Verleger [wahrscheinlich Hofmeister in Leipzig, wo einige Opera des Komponisten in dieser Zeit erschienen sind]. 3 S., 4to (28,5×21,5cm, Doppelblatt). Gebräun; Brieffaltungen. Bestell-Nr.: 56/284 Preis: € 180,-- Äußerst umfangreicher Begleitbrief des Kapellmeisters des Fürsten Hohenzollern-Hechingen zu zwei Autographen, die als mein 13tes und 15tes Werk erscheinen sollen (die opp. 13 und 15 sind »Airs polonais« bzw. ein Konzertstück f. Violine und Orchester »Schwäbische Lieder«). Er bittet darum, von allen Sachen, die von mir bei Ihnen erscheinen werden ... 1 Exemplar ... an meinen Bruder…, Musikdirektor am Gymnasium in Brandenburg“ zu schicken. Des weiteren hofft Täglichsbeck, daß die Ihnen bis jetzt zugeschickten 3 Sachen guten Abgang finden ..., denn sie sind gefällig und brillant für die Violine und das ist ja gerade, was man von derlei Sachen heutzutage verlangt und doch sind sie, wenigstens nach meiner Meinung, nicht trivial. Selbstbewusst weist er auf seinen Namen hin, der seit einigen Jahren vortheilhaft in der musikalischen Welt bekannt geworden ist. Aus alle dem schließe ich nun, daß wir noch viele Geschäfte zu unserm beiderseitigen Vortheil mit einander machen können ... Täglichsbeck möchte von nun an in nicht großen Zwischenräumen immer wieder etwas veröffentlichen. Nur auf diese Art kann der Name gehörig bekannt werden. Schließlich mahnt er, sobald etwas fertig sei, den Herren Fink und Schumann die Partitur zur Einsicht zuzuschicken, damit diese in ihren Zeitungen eine kleine Anzeige davon machen können. Mit diesen beiden Redakteuren sind Gottfried Wilhelm Fink (1783–1846) von der »Allgemeinen Musik-Zeitung« und Robert Schumann (1810–1856) von der »Neuen Zeitschrift für Musik« gemeint. In einer Nachschrift bittet Täglichsbeck, die mit rother Dinte geschriebenen Noten ... ganz klein in den entsprechenden Stimmen stehen zu lassen; durch sie werden die Blas=Instrumente ersetzt, wenn die Stücke blos mit Quartett=Begleitung gespielt werden sollen.
TÄGLICHSBECK, Thomas (1799–1867): Eigenh. Brief m. U., Hechingen, 14. September 1846, an Herrn Leonhard Keil, Kaufmann in Gotha. 2 S., 4to (22×13,5cm, Doppelblatt). Adressfaltung; Tinte gering durchscheinend; unbedeutende Blattverletzung (ohne Textverlust) an der Siegelstelle. Bestell-Nr.: 56/285 Preis: € 120,-- Bei dem Adressaten handelte es sich offenbar um einen Musikalien- bzw. Musikinstrumentenhändler; Täglichsbeck bittet denselben, ihm von dem ... Colophonium sechs Tafeln in ganz feinem Etui à 52½ Xr zuzuschicken; als Lieferanten gibt er Herrn Buchhändler Karl Gögel oder Herrn Musikhändler Zumsteeg [beide] in Stuttgart an. Obwohl in unserer Gegend kein Mangel daran herrsche, so möge er evtl. noch einige Saiten=Muster für die Geige beilegen, wofür Täglichsbeck ggf. um Benennung des Preises bittet.
TAUBERT, Wilhelm (1811–1891): Eigenh. Brief m. U., Berlin, 28. Februar 1863, an einen geehrten Freund. 1 S., 8vo (22×14,5cm, Doppelblatt eines Papiers in hellem Rosa mit dem Namen Tauberts in Blindprägung). Brieffaltungen, Tinte gering durchschlagend. Bestell-Nr.: 56/287 Preis: € 150,-- Der v. a. als Liederkomponist hervorgetretene Taubert schickt die gewünschte Abschrift des „Schauspieldirectors“ zum Preis von zwei Thalern; gleichzeitig ermahnt er den Adressaten, dass die Abschrift nicht etwa in die Hände einer Bühnendirection zu unbefugtem Gebrauch gelangen dürfe. Taubert weist noch darauf hin, dass er derzeit umziehe, und erkundigt sich, ob Hr. Concertmeister Boje [...] mein Quartett durch Sie erhalten habe. W. A. Mozarts „Schauspieldirektor“ KV 486 ist erst 1882 im Rahmen der alten Gesamtausgabe in Partitur erschienen. Zuvor waren Arrangements wie das Tauberts im Schwange; siehe dessen Beschreibung in meinem Katalog 54 Nr. 17.
THOMAS, Ambroise (1811–1896): Eigenh. Billett in französischer Sprache m. U., 15. März 1878, vermutlich an eine Verehrerin. 1 S., 8vo (21×13,5cm, Doppelblatt). Brieffaltungen. Schöner Brief (trotz Heftungsspuren, vermutlich von der Aufbewahrung in einem Album). Bestell-Nr.: 56/289 Preis: € 70,-- Der Komponist bedauert die Unpässlichkeit der Adressatin. Je veux dès aujourd’hui vous dire combien j’ai été touché, heureux de votre précieux souvenir et de votre lettre adorable.
Verdi, der erdverbundene Agronom
VERDI, Giuseppe (1813-1901): Eigenh. Brief m. U., Sant’Agata, 18. Februar 1893, an Tito Ricordi in Mailand, 1 S. 8vo (13,5 x 21 cm), Faltungen; mit eigenh. adressiertem Umschlag, sehr gut erhalten. Referenz-Nr.: 57/108 € 1.600,-- Verdi bittet seinen Freund und Verleger um einen höchst unmusikalischen Dienst: Es handelt sich um die Bestellung einer großen Menge von Dünger, die der komponierende Gutsherr von Sant’ Agata für seine Ländereien benötigt. Ora ti prego per l’ordinazione del guano. Es folgt die Spezifizierung: Per Prati stabile No 6:H Quintali 62… Per Prati Erba di Spagna 3:B quintali 108. Ricordi möge auf eine Lieferung al più presto possibile (sehr musikalisch!) drängen, weil la staggione è molto avvanzata. Lieferung nach Stazione Alseno. Man sieht an diesem Brief, wie genau der 80jährige Verdi die Verwaltung von Sant’ Agata noch bis in die technischen Details selbst in Händen hält und sich zu Herzen nimmt. Die triumphale Uraufführung des „Falstaff“ hatte nur neun Tage zuvor, am 9. Februar 1893, an der Mailänder Scala stattgefunden; doch ist sie keines Wortes mehr würdig angesichts der erdverbundenen Pflichten des ländlichen Alltags, der nun die Bestellung von insgesamt 170 Zentnern (8,5 Tonnen!) Dünger verlangt. VESQUE VON PÜTTLINGEN, Johann (1803–1883): Eigenh. Brief m. U., Wien, 12. Juni 1873, an einen Hochverehrten Herrn Doctor (d. i. August Wilhelm Ambros). 1 S. 8vo (21,5×13cm, Doppelblatt mit hübschem, grünem Monogramm des Absenders). Bestell-Nr.: 56/291 Preis: € 50,-- Vesque, Sohn eines belgischen Emigranten, kam in seiner Jugendzeit nach Wien, wo er u. a. Unterricht bei S. Sechter hatte und sich bald einen guten Ruf als Komponist und Klavierspieler erworben hat. – Hier bedankt er sich sehr herzlich bei Ambros für dessen so wohlwollende Besprechung meiner Lieder in der gestrigen Wiener Abendpost. Er sieht darin den Beifall eines wahren Kenners. In dieser Zeit veröffentlichte er unter seinem Pseudonym J. Hoven die Lieder opp. 54–57.
WAGNER, Cosima (1837–1930): Brief (von anderer Hand) mit eigenhändiger Unterschrift, Bayreuth, 21. November 1906 [?], an einen Grafen, 4 S. 8vo (18,5×14cm), gefaltetes Doppelblatt (blaues Papier). Bestell-Nr.: 56/293 Preis: € 160,-- C. Wagner teilt mit, daß die von Baron Hülsen angegebenen Gründe triftigster Art seien; sie unterstreicht diese Einschätzung, indem sie auf die ihr erwiesenen Hilfe des General-Intendanten [der königlichen Theater zu Berlin] bei einem Conflict mit Orchestermitgliedern verweist. Bei dem genannten Intendanten dürfte es sich nicht um den seinerzeit bekannten Botho von Hülsen (1815–1886) handeln, der seit 1851 das Berliner Hoftheater leitete, sondern um den letzten Amtsinhaber im Kaiserreich, G. v. Hülsen-Haeser (1905–1918).
WAGNER, Siegfried (1869–1930): Maschinenschriftlicher Brief (wahrsch. Durchschlag aus dem Besitz des Absenders) m. U. (Bleistift), Bayreuth, 26. Juni 1924, an einen Durchlauchtigsten Herzog, gnädigsten Fürsten und Herrn, 2 S. (einseitig beschrieben), 4to (27,5×21,5cm), einmal gefaltetes Blatt. Bestell-Nr.: 56/295 Preis:€ 120,-- Im Vorfeld der Bayreuther Festspiele 1924 und wahrscheinlich der um diese Zeit stattfindenenden intensiven Probenarbeit schreibt S. Wagner: „Mit grosser Freude haben wir Herrn Kammersaenger [Lauritz] Melchior [1890–1973] fuer den 5. Juli, Sonnabend beurlaubt, und hoffen, dass seine Kunst der guten Sache Dienst leisten wird.“ Wegen der Festspielvorbereitungen sei es ihm aber nicht möglich, zu kommen. Dagegen erwarte er den Adressaten in Bayreuth.
WALTER, Bruno (1876–1962): Eigenh. Briefkarte m. U., Wien, 24. März 1911, an einen Herrn Doktor, 1 S. quer-8vo (9×13,5cm), fester Karton. Bestell-Nr.: 56/296 Preis: € 180,-- Antwort auf eine Anfrage in einem Rechtsstreit: Über [Leo] Slezak [1873–1946] kann Ihnen am besten Herr Dr. Ernst Schlesinger, Hof= u. Gerichts=Advokat [Adresse] Auskunft geben; ich selbst bin leider nicht informiert.
WEINGARTNER, Felix von (1863–1942): Eigenh. Brief m. U., München, undatiert, an einen Freund (Lieber Otto). 1 S., 8vo (22,5×14cm, Doppelblatt aus schwach kariertem Papier). Brieffaltung; Tinte etwas durchscheinend. Bestell-Nr.: 56/298 Preis: € 70,-- Weingartner, der zwischen 1898 und 1908 in München lebte, bittet um die Zusendung einer Correctur mit dem Manuscript. Ich erledige sie postwendend. In der Nachschrift heißt es hierzu noch: Was hast Du zur Fuge gesagt? Ist das nicht ein Riesenstück? Der Hinweis auf fröhliche Feiertage in der Grußformel könnte ein Hinweis auf Weihnachten sein.
WEINGARTNER, Felix von (1863–1942): Ansichtspostkarte (recto mit sehr hübscher Schwarzweiß-Abb.: Herzogstand-Häuser 1575 m. Blick gegen die Stubaier Gletscher), Aufschrift von fremder Hand (Bleistift) mit mehreren Unterschriften, darunter die eigenh. Weingartners, 21. Juli 1904, an Fräulein Emmy Thomae, Ostseebad Heiligendamm. 14×9cm, kurzer Text auf der Bildseite (Photo nimmt etw 7/8 des Raumes ein). Bestell-Nr.: 56/299 Preis: € 50,-- Die Karte wurde tatsächlich auf dem Herzogstand geschrieben (entsprechender Stempel auf der Adress-Seite). – Es handelte sich offenbar um einen Ausflug, an dem neben anderen auch Weingartner teilnahm; außer ihm unterschrieben noch fünf weitere Personen (Namen nicht zuverlässig klärbar). Es folgt die Mitteilung, dass man heute Abend ab nach W.[ien?] fahren werde.
WITROWETZ, Gabriele (1866–1937): Eigenh. Brief m. U., Berlin-Grunewald, 7. Juni 1910, an einen nicht genannten Adressaten (Hochverehrte Exellenz). ... S., 4to (28,5×18cm, 1 Bl.). Bestell-Nr.: 56/300 Preis: € 50,-- Die Violinistin war Schülerin von Joseph Joachim und seinerzeit eine gefragte Künstlerin. Abschlägige Antwort auf einen mitgeteilten Termin zu gemeinsamer Kammermusik, wobei man sich fragt, ob die Ablehnung nicht vorgeschoben war und sehr menschliche Hintergründe hatte. Die Hitze jedoch macht mir einen hartnäckigen, derben Strich. Ich muß Ihnen bekennen, daß es mir eine zu große Entbehrung wäre, bei u. mit Ihnen zu sein ohne zu musizieren u. das kann ich bei dieser Temperatur unmöglich.
Von Ernst und Idealismus des „wirklichen Künstlers“
ZEMLINSKY, Alexander von: Eigenh. Brief m. U., o. O., undatiert (vermutlich Sommer 1923), an den Oberspielleiter der Berliner Staatsoper, Franz Ludwig Hörth (Sehr verehrter Herr Professor), 1 S. (o. WZ, 29×23cm); in der Faltung etwas brüchig; gelocht. Referenz-Nr.: 56/301 Preis: € 1200,-- Nach New Grove wurde Zemlinsky 1923 durch Max von Schillings, von 1919 bis 1925 Intendant der Staatsoper in Berlin, der Posten des dortigen Generalmusikdirektors angeboten, was dieser aber – offiziell – im Hinblick auf die damals galoppierende Inflation abgelehnt habe. Unser Brief, in dem sich Zemlinsky ziemlich verbittert über das Scheitern der Verhandlungen zeigt, lässt die eigentlichen Gründe erahnen und legt andere Interpretationen nahe. Zemlinsky bezieht sich auf ein vorausgegangenes Schreiben von Schillings, in dem dieser die Absage offenbar auf die politisch verantwortlichen Stellen geschoben hatte: Der Brief des H. Intend. Schillings ist sehr freundlich u. gut gemeint u. enthält dabei immerhin das Eingeständnis seiner Schwäche eine angefangene u. doch wahrscheinlich überlegte Sache nicht zu einem Resultate führen zu können. Das „Kompliment“, die Regierung hätte das „Maß an Verständigung u. Würdigung für die Bedeutung meiner Persönlichkeit“ gezeigt, ist wohl eher eine Beleidigung als ein Kompliment. Jedoch sicher von H. Int. Schillings gut gemeint. Es tut mir nicht allzu leid, daß aus der Sache nichts geworden ist, in der Hinsicht darauf, daß mit mir […] verhandelt wurde, aber es tut mir leid, nicht Gelegenheit zu haben in der Berliner Staatsoper zu beweisen, daß nicht immer die allerbest bekannten Werke auch gleichzeitig das Beste sein müsse! Leid tut es mir ferner, nicht mit Ihnen – das verstehen Sie nicht als eine liebenswürdige Phrase – ständig arbeiten zu können. Mir war es von je ein Bedürfnis, einen Regisseur zur Seite zu haben, der ein wirklicher Künstler, von dem Ernst und Idealismus erfüllt, wie ich ihn in Ihrer Persönlichkeit kennen gelernt habe. […]
ZIEHRER, Karl Michael (1843–1922): Eigenh. Brief m. U. und Umschlag, Wien, 5. Mai 1914, an den Komponisten und Chorleiter Eduard Kremser (1838–1914), ebd. 1 S., 4to (27,5×21,5cm, 1 Bl. graues Papier). Brieffaltungen. Briefumschlag (12×15cm) mit zwei grünen 5-Heller-Briefmarken (Bild von Franz Joseph I.), sehr vorsichtig auf der linken Seite geöffnet und deshalb praktisch unversehrt. Bestell-Nr.: 56/302 Preis: € 140,-- Ziehrer (Dein alter Freund Michi) erkundigt sich in seinen vor Selbstbewusstsein strotzenden raumgreifenden Schriftzügen nach dem offenbar schlechten Gesundheitszustand Kremsers (... mit bangen Herzen verfolgen wir alle zu uns gelangenden Nachrichten über dein Befinden) und bittet deshalb auch nicht ihn selbst, sondern seine Frau um nur zwei Zeilen, wie es Dir geht. Die vorsichtige Anfrage war nur allzu berechtigt, denn Kremser ist ungefähr sieben Monate später, am 26. November, verstorben. – Es handelt sich um eine der wenigen vollständig – d. h. mit Kuvert – erhaltenen Briefsendungen der Zeit, wobei der Umschlag noch außergewöhnlich gut erhalten ist; man kennt durch ein solches Dokument die Adressen des Absenders sowie des Adressaten, dessen Name hier noch die Ergänzung aufweist: Ritter hoher Orden. WEBERN, Anton von (1883–1945). Eigenh. Brief m. U., Berlin, 17. Oktober 1911, an Dr. Gerhard Tischer (Verlag Tischer & Jagenberg), Köln. 2 S., 8vo (16,5× 13cm). Blatteinriss (ohne Textverlust); etwas blasse Tinte. Bestell-Nr.: 58/61 Preis: € 1.800,-- Im Herbst 1911 war Arnold Schönberg nach Berlin umgezogen, und Webern folgte ihm binnen Wochenfrist – ein anrührendes Zeugnis der tiefen Verbundenheit zwischen dem Lehrer und seinem Schüler: „Infolge meiner Übersiedlung nach Berlin bin ich von jeder Arbeit abgehalten worden. Deswegen konnte ich Ihnen meine Sachen nicht schicken und außerdem den Artikel über Arnold Schönberg noch nicht fertig stellen. Dies wird in den nächsten Tagen geschehen. Und ein Bild Schönbergs schicke ich Ihnen demnächst.“ Um welchen Artikel es sich dabei handelt, ist nicht klar: Zwei 1912 erschienene Artikel Weberns über Schönberg sind jedenfalls nicht in der von Tischer & Jagenberg vertriebenen Rheinischen Musik- und Theaterzeitung veröffentlicht worden. Außerdem schickte Webern dem Verleger drei Werke: „a) 9 Lieder mit Klavierbegleitung; b) 5 Sätze für Streichquartett; c) 4 Stücke für Geige und Klavier. Hoffentlich finden Sie darunter etwas Ihnen passendes.“ Doch vermutlich waren die überwiegend aphoristischen und atonalen Stücke viel zu modern; während die Lieder sich nicht zuverlässig identifizieren lassen, handelte es sich bei b) und c) um Op. 5 bzw. 7. Sie kamen erst 1922 bei der Universal Edition heraus. Tischer & Jagenberg hat keine Komposition Weberns veröffentlicht. Man kann allerdings Weberns Versuch, den Verlag zu wechseln, als Unzufriedenheit mit der Wiener Firma interpretieren; somit ist dieser letztlich fruchtlos wirkende Brief ein wichtiges Dokument für Weberns Biographie. Diverse Musiker und Literaten. Konvolut von Briefen und Postkarten an Adolf und Fritz Brandt in Magdeburg und Düsseldorf. Bestell-Nr.: 56/68 Preis: € 240,-- Paul Bulss (1847-1902, berühmter Bariton d. Berliner Hofoper): 2 eh. Briefe 1888 u. 1892. – Emilie Herzog (1859-1913, berühmte Koloratursängerin Berliner Hofoper): eh. Postkarte 18.3.1903. – Karl Hill (1831-1893, Bariton, erster Bayreuther Alberich): Brief m. eh. U. 1868. – Gerhard v. Keussler (1874-1949, wichtiger Dirigent und Schriftsteller): 2 eh. Briefe 1926 u. 1 Postkarte 1923. – Max Trapp (1887-1971, dt. Komponist in der Nachfolge v. Strauss u. Reger, Kompos.-Professur Berliner Musikhochschule): 3 eh. Postkarten 1937, 1940, 1942. – Ludwig Wüllner (1858-1938, Sänger u. Dirigent): 2 eh. Postkarten, 1919. Ferner: W. Brandt (eh. Brief 10.12.1878); W. Hinterberger (eh. Brief 13.6.1881); W. Petersen (3 eh. Postkarten 1947-50); Thassilo v. Scheffer (1873-c.1945, Schriftsteller, 6 Briefe u. Karten, 1914-43) u.a. |