Verband Deutscher Antiquare e.V.

Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
Ameisenbergstraße 65
D-70188 STUTTGART

Tel.: +49-(0)711-486165 - Fax: +49-(0)711-4800408

Mitglied im Verband Deutscher Antiquare e. V.
USt-IdNr. DE147436166

International League of Antiquarian Booksellers


Hauptseite
Sonderliste Autographen: Varia

  

Sonderliste Autographen


Musikerbriefe an diverse Empfänger

 


Abt - Grell Halévy - Rubinstein Salvi - Ziehrer

 

HALÉVY, Jacques Fromental (1799–1862): Eigenh. Billet m. U., o. O., undatiert (Lundi). 1 S., 12° (13,5×10,5cm, 1 Bl.). Geringe Heftspuren.

Bestell-Nr.: 56/151   Preis: € 60,--

Voici deux places pour le Concours de Déclamation ... – vermutlich die Einladung zum Jahresabschluss am Conservatoire.

 

HALLÉ, Charles (1819–1895): Eigenh. Brief m. U., Manchester, 10. März 1857, an den Violoncellisten Bernhard Cossmann (1822–1910). 4 S., 8vo (18×11,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung. Tinte etwas blass.

Bestell-Nr.: 56/152   Preis: € 100,--

Hallé bietet Cossmann in einem höchst wortreichen Brief die gerade offene Stelle des ersten Violoncellisten in unserer Philharmonischen Gesellschaft, ebenso in Liverpool an und macht diese Offerte wie folgt schmackhaft: in beiden ist wenig zu thun, da sie nur circa 12 Conzerte jährlich geben u. der Gehalt für beide zusammen beträgt ungefähr 110 Pf. Sterling. [...] Das Leben in Manchester ist für England sehr billig. Offenbar wollte Hallé den Musiker unbedingt gewinnen, denn er verbessert das Angebot noch weiter: Wenn Sie mir aufrichtig mittheilen wollen wie Sie sich jetzt in Deutschland stehen, welche Einnahmen Sie machen u. welche Aufgaben Sie haben, ferner ob Sie noch allein stehen oder Familie haben, so werde ich Ihnen ebenso aufrichtig sagen, ob ich Ihnen hier eine bessere Stellung verschaffen kann. Cossmann, der seit 1850 in Weimar als großherzoglicher Kammervirtuose und Solospieler unter Liszt tätig war, hat Hallés Angebot letztlich nicht angenommen, sondern blieb bis 1866 in der Weimarer Stellung.

 

HANSLICK, Eduard (1825–1904): Eigenh. Brief m. U., Wien, 23. Oktober [1868], an einen nicht genannten Adressaten (Geehrten Herrn Doctor). 1 S., 8vo (21,5×14cm, 1 Bl.). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/153   Preis: € 150,--

Hanslick, der bei der Planung des Wiener Schiller-Denkmals mitwirkte, erklärt, dass er zur morgigen Schiller Comité-Sitzung nicht kommen könne, da er den ganzen Nachmittag u. Abend des 24. Oktober durch Vorlesung, Professorensitzung u. die 1.te Aufführung der Oper „Mignon“ vollständig besetzt sei. Das genannte Werk ist tatsächlich am 24. Oktober 1868 in Wien erstmals gegeben worden.

 

HAUSER, Franz (1794–1870): Eigenh. Brief m. U., München, aus den 1850er Jahren, an Hans Michael Schletterer (1824–1893). 1 S., 4to (22,5×21cm, 1 Blatt). Brieffaltung, Tinte durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/154   Preis: € 50,--

Der Opernsänger und renommierte Gesangslehrer F. Hauser lebte zwischen 1846 und 1865 in München. Er war einer der frühen Sammler von Bach-Autographen, die sich heute als Nachlass in der Bayerischen Straatsbibliothek (München) befinden. – Hauser schreibt, er würde morgen früh nach Stigele einen Eilboten schicken [werde]; er wird bestimmt zur Probe am Samstag kommen, studiert hat er die Parthie, singt sie auch ohne Probe, wenn es seyn müßte ... – Es muss sich dabei um den Tenorsänger Georg Stigele (1820–1868) handeln, der als »Giorgio Stighelli« zu seiner Zeit sehr berühmt war.

 

HILLER, Ferdinand (1811–1885): Eigenh. Postkarte (9×14,5cm) m. U., Köln, 28. Mai 1874 (Poststempel), an Herrn Professor Andr. Achenbach (Düsseldorf). Adressfeld mit hübscher gedruckter Bordüre und Briefmarkenaufdruck.

Bestell-Nr.: 56/156   Preis: € 150,--

Hiller möchte am kommenden Sonntag Nachmittags um 4 Uhr bei Ihnen vorsprechen, er könne aber auch vor Tisch kommen, wenn es Ihnen bequemer wäre.

 

HOELSCHER, Ludwig (geb. 1907): Eigenh. Brief m. U., Tutzing, undatiert [ca. 1950], an Dr. Schweighofer. 1 S., Briefpapier mit Briefkopf, Faltung.

Bestell-Nr.: 56/157   Preis: € 50,--

Mit der lapidaren Mitteilung, hier die gewünschte Probe, erfüllte der berühmte Cellist die Bitte um ein Schriftmuster für ein Projekt zur Erforschung von Musikerhandschriften.

 

HILLER, Ferdinand (1811–1885): Eigenh. Brief m. U., Köln, 9. August 1874, an August Wilhelm Ambros (1816–1876), 4 S., 8vo (18×11cm, 1 Doppelblatt). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/158   Preis: € 250,--

Adressat auf S. 1, links unten, genannt: An Dr. Ambros (Mendel-Reissmann: ... einer der kenntnisreichsten und gelehrtesten Tonkünstler und Musikforscher der Gegenwart ...; er war Doktor der Jurisprudenz). – Wahrscheinlich ging der Brief nach Wien, wo Ambros seit 1872 im Justizministerium und am Konservatorium tätig war. Offenbar hatte er sich (immerhin 63jährig!) um eine Stelle in Köln bemüht, über die Hiller mitteilt, sie sei besezt, und zwar mit S. Blumner, einem jungen, äußerst talentvollen Pianisten [wahrscheinlich Sigmund Blumner; vgl. Mendel-Reissmann]. Hiller betont, er habe immer gesucht, junge Leute hieher zu ziehen, die dann auch alle von hier aus ihren Weg gemacht haben. Außerdem dürften reife Künstler größere Ansprüche stellen, als wir hier erfüllen können. Schließlich fragt er noch nach der Fortsetzung von Ambros‘ »Musikgeschichte«, deren vierter Band (das 17. Jahrhundert betreffend) vor einigen Jahren erschienen war; es wäre doch jammervoll, wenn das so großartig angelegte Werk ein Torso bliebe.

 

HÖLZEL, Gustav (1813–1883): Eigenh. Brief m. U., Wien, 13. März 1854, an eine Hochgeehrte Frau Gräfin [offensichtlich in Prag]. 1 S., 4to (24×19,5cm). Brieffaltung; Tinte gering durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/159   Preis: € 60,--

Der seinerzeit berühmte Bassbuffo (beispielsw. der erste Beckmesser) war seit 1841 an der Wiener Hofoper tätig, wurde aber 1861 wegen einer tendenziös veränderten Textstelle im Liede des Bruders Tuck in Marschner’s »Templer und Jüdin« entlassen; s. Mendel-Reissmann). – Zunächst versichert er der Gräfin seine Hochachtung, die er durch die Dedication der kleinen Clavierkompositionen unterstreichen will, und kündigt für den 6. April ein kleines Concert in Prag an; ich werde gewiß in Prag alles aufbiethen mich Ihrer Protection aufs beste zu entledigen.

 

HUMPERDINCK, Hedwig (1862–1916): Konvolut von 26 Postkarten aus der Zeit zwischen 1897 und 1914, vorwiegend an Olga Taxer, aber auch an die Kinder. Mit einigen Zusätzen in Engelbert Humperdincks Hand.

Bestell-Nr.: 56/161   Preis: € 1.200,--

1892 haben Engelbert Humperdinck und Hedwig Taxer, die das Libretto zur 1905 uraufgeführten Oper ihres Mannes »Die Heirat wieder Willen« verfasst hat, geheiratet, und wahrscheinlich handelt es sich bei der Hauptadressatin um deren Schwester, die entweder dauernd im Haushalt wohnte oder zumindest während der Abwesenheit des Ehepaars das Haus hütete (u. a. Formulierung der Adresse: Fräulein Olga Taxer p. Adr. Herrn E. Humperdinck u. ä.); weitere Adressaten sind noch alle drei Kinder (Wolfram, Edith und Irmgard). – Die Postkarten, die immer mit Abbildungen der jeweiligen Aufenthaltsorte geschmückt sind (meistens farbig, selten schwarzweiß), sind bereits optisch ein wahrer Genuss. Darüber hinaus vermitteln sie aber sehr detaillierte Informationen über die zahlreichen Reisen des Ehepaars durch Deutschland (z. B. nach Bayreuth oder Berlin und an die Ostsee), England, Italien und Russland. Die Handschrift ist zwar sehr klein, aber doch ziemlich sauber, so dass die meistens erstaunlich umfangreichen Schilderungen gut zu lesen sind. In den Adressen spiegeln sich außerdem die verschiedenen Wohnungen der Humperdincks in jener Zeitspanne wieder (darunter Villa Humperdinck in Boppard am Rhein oder Berlin). Vier Karten enthalten kurze eigenhändige Grüße von Engelbert Humperdinck.

 

HUMPERDINCK, Engelbert (1854–1921): Eigenh. Postkarte (farb. Briefmarkenaufdruck) m. U., Mannheim (Hotel national), 28. Mai 1897, an Bernhard Humperdinck. 14×9,5cm. Stark verblasste Tinte.

Bestell-Nr.: 56/162   Preis: € 200,--

Humperdinck hielt sich anlässlich der Tonkünstlerversammlung in Mannheim auf und kündigt hiermit an, dass er nächste Woche, wahrsch. Mittwoch nach Frankfurt kommen [werde], falls wir nicht schon eher, wegen der Hundeausstellung von hier abreisen. Er erkundigt sich, wann die Tierschau geöffnet sei und ob sich ein Besuch auch lohne. Der Komponist plante damals, sich einen Hund zu kaufen.

 

HUMPERDINCK, Engelbert (1862–1921): Eigenhändige Postkarte m. U., München, 26. Dezember 1904, an Herrn Walter Lampe, Tonsetzer, München. 14×9cm. Schöner Brief.

Bestell-Nr.: 56/163   Preis: € 180,--

W. Lampe (1872–1964) hatte in Berlin bei Herzogenberg und Humperdinck studiert. – Humperdinck erkundigt sich, ob er sich für Lampes Serenade für 15 Blasinstrumente op. 7 in den Münchener Konzerten bei Felix Mottl einsetzen solle, fügt aber noch hinzu: Ein Werk, das sich so prachtvoll eingeführt hat, braucht allerdings keine Empfehlung.

 

JOACHIM, Joseph: Brief mit eigenh. U., Berlin, 17. Dezember 190.. [gedruckte Jahreszahl nicht ergänzt], an einen nicht genannten Adressaten, 1 S. 4to (22×14cm).

Bestell-Nr.: 56/165   Preis: € 190,--

An einen Violinlehrer: [...] wenn Sie Donnerstag um zwölf Uhr mich in meiner Wohnung aufsuchen wollen, werde ich Ihren Schüler gerne hören.“

 

KELEMEN, Milko (geb. 1924): Eigenh. Brief m. U., Freiburg, 3. Februar 1959, an den Schweizer Komponisten Conrad Beck (1901–1989) in Basel. 1 S., fol. (29,5×21cm, 1 Bl.). Gelocht.

Bestell-Nr.: 56/166   Preis: € 80,--

Kelemen dankt für eine Hörspielbestellung (vermutlich sollte er dazu die Musik beisteuern) und bittet um eine Unterredung in Basel; auf Veranlassung des Direktors der Universal Edition in Wien, Alfred Schlee (1901–1999) möchte er bei dieser Gelegenheit noch Paul Sacher (1906–1999) besuchen (vielleicht mit dem Hintergedanken, von diesem einen Kompositionsauftrag zu erhalten). – Milko Kelemen war Schüler von Messiaen in Paris (1953/54) und studierte zur Zeit dieses Briefes bei W. Fortner in Freiburg (1958–60).

 

KALLIWODA, Johann Wenzel (1801–1866): Eigenh. Brief m. U., Donaueschingen, 6. Februar 1859, an Herrn Johann Janatka, Professor am Conservatorium der Musik zu Prag, abzugeben in der Musikalienhandlung des Herrn J: Hoffmann. Altstadt in der Jesuiten Strasse. 1 S., 4to (28,5×23cm, Doppelblatt). Brieffaltung; unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle (ohne Textverlust).

Bestell-Nr.: 56/168   Preis: € 150,--

Kalliwoda, der seit 1822 Kapellmeister des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen war, beschwert sich bei seinem Lieben alten Freund (geb. 1800; Waldhornvirtuose) über zwei seiner Kollegen, die – trotz mehrfacher Mahnung – geliehenes Notenmaterial nicht wieder zurückgeben: Herr Schindler scheint keine Rücksichten auf die gewöhnlichen Anstandsregeln zu nehmen, sonst könnte er unmöglich die Briefe von meinem Sohn [Wilhelm K.; 1827–1893] und mir so lange auf Antwort warten lassen. Ich ersuche Sie daher den benannten Herrn und zwar nicht böhmisch, sondern gut deutsch zu sagen, daß sowohl mein Sohn als auch ich nichts anderes verlangen als die Messe wieder zurück zu erhalten. ... Bei diesem Anlaße wären Sie vielleicht auch so gefällig Herrn Abt zu eröffnen daß ich die Partitur meiner a moll Ouverture und die beiden Männerchöre auch wieder gerne haben möchte. – Die für heutige Verhältnisse geradezu poetische Postadresse ist diejenige des bis 1844 existierenden Musikverlags Hoffmann & Berra.

 

KIENZL, Wilhelm (1857–1941): Eigenh. Brief m. U., Graz, 24. November 1894, an die Redaktion der Zeitschrift »Das bunte Blatt«. 3 S., gr.-8vo (22,5×14,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/169   Preis: € 150,--

Kienzl versichert zunächst mit fadenscheiniger Bescheidenheit: Ich für meine Person geize nicht nach Veröffentlichung von Bildern in Zeitschriften, da ich oft die Ehre hatte, in solchen wie in Sammelwerken in dieser Weise aufgenommen zu werden… Trotzdem will er gerne ein Porträt und ein Autogramm zur Verfügung stellen. Er möchte aber wissen, welcher Art das Autogramm sein solle; ungedruckte Kompositionen könne er im Moment nämlich nicht anbieten, weil alles veröffentlicht sei, sondern nur ein kleines Faksimile zur Darstellung der Handschrift. Er bittet um aufklärende Mitteilung.

 

KIENZL, Wilhelm (1857–1941): Eigenh. Brief m. U., Wien, 31. Oktober 1922, an einen nicht genannten Adressaten (Hochgeschätzter Herr Kollege), offensichtlich ebenfalls in Wien. 4 S., 8vo (16×10cm, Doppelblatt). Letzte S. stark fleckig, jedoch alles gut lesbar.

Bestell-Nr.: 56/170   Preis: € 120,--

Dokument von verständlichen Empfindlichkeiten des Komponisten. – Gratulation zum 50. Geburtstag eines Kollegen, dessen Identität bisher nicht feststellbar war; jedenfalls muss dieser eine wichtige Persönlichkeit im Wiener Musikleben der Zeit gewesen sein, weil Kienzl Gratulanten der Stadt erwähnt und weil der Wiener Männergesang-Verein u. Schubertbund u. Andere Ihnen heute einen Festkommers veranstalten. Da ich aber von beiden Korporationen dazu nicht eingeladen worden bin, obwohl ich beider Ehrenmitglied bin, so bringe ich es nicht über‘s Herz, mich zum Feste einzufinden, so gerne ich es auch Ihrethalben getan hätte.

 

KIENZL, Wilhelm (1857–1941): Eigenh. Brief. m. U., Bad Aussee, 22. August 1930, an einen nicht genannten Adressaten. 3 S., 8vo (17,5×11cm, Doppelblatt). Sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 56/171   Preis: € 150,--

Antwort auf eine entsprechende Anfrage wahrscheinlich für ein Lexikon. Kienzl teilt mit, dass er außer 9 Opernwerken, mehreren Kammermusikwerken, vielen Chorwerken mit u. ohne Orchester, circa 200 Liedern eine ziemlich große Zahl von Klavierkompositionen veröffentlicht habe, allerdings keine Originalkompositionen für 2 Klaviere geschrieben habe. Es folgt eine nach Opuszahlen geordnete Liste (jew. Titel und Verlag).

 

KITTL, Johann Friedrich (1809–1878): Eigenh. Brief m. U., o. O. [wahrsch. Prag], 22. Mai 1858, an Herrn Direktor Thomé (Stadttheater Prag). 1 S., 8vo (22,5×14,5cm, Doppelblatt). Adressfaltung.

Bestell-Nr.: 56/172   Preis: € 70,--

Kittl war zwischen 1843 und 1865 Direktor des Prager Konservatoriums und mit Franz Thomé offenbar eng befreundet: Es thut mir unendlich leid, deiner freundlichen Einladung nicht nachkommen zu können, da ich bereits den ganzen Tag zu einer Landparthie mich engagirt habe.

 

KLUGHARDT, August (1847–1902): Drei eigenh. Briefe bzw. drei Poskarten aus der Korrespondenz mit Adolf Brandt in Magdeburg (zwischen September 1899 und Oktober 1901), jew. m. U. Sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 56/61   Preis: € 250,--

A. Klughardt, welcher der neueren Richtung huldigt (Mendel, 1876), hatte zunächst v. a. Klaviermusik, Lieder und Orchesterwerke komponiert (darunter seine 1873 uraufgeführte, Richard Wagner gewidmete und damals viel gespielte Sinfonie »Leonore« nach Bürgers berühmter Ballade), schrieb später aber v. a. geistliche Werke (darunter die beiden großen Oratorien »Die Zerstörung Jerusalems« op. 75 und »Judith« op. 85). Seit 1882 war er Hofkapellmeister in Dessau (dies auch – bis auf eine Postkarte – der Absendeort).

– Dessau, 6. September 1899; 4 S., 8vo (17,5×11,5cm, Doppelbl.): Bisher offenbach nicht sonderlich erfolgverwöhnt, bedankt sich Klughardt überschwänglich für eine von Brandt geplante Aufführung eines nicht genannten Oratoriums (vermutlich »Die Zerstörung Jerusalems«). Mir wäre mit Rücksicht auf unsern Theaterdienst der Oktober lieber als der Januar, doch müsse man berücksichtigen: ... bis incl. 22. Okt. werden wir mit dem ungestrichenen Nibelungen-Cyclus hier zu thun haben. Voller Stolz erwähnt Klughardt noch Aufführungen des Oratoriums in Cöthen (unter „persönlicher“ Leitung), Gladbach, Dortmund, Hannover, Kaiserslautern, Amsterdam, St. Gallen, Gera und Halle. Wie dankbar muß ich Ihnen, mein lieber Freund, sein! Sie und der kleine Binder [d. i. der Pianist und Dirigent Fritz Binder] waren die ersten Braven!

– Dessau, 30. Dezember 1899; 3 S., 8vo (17,5×11,5cm, Doppelbl.): Enthusiastischer Neujahrsgruß und begeisterter Dank für Brandts bisherige Förderung, der in dem Ausruf gipfelt: Der liebe Gott erhalte mir diesen hellen Brandt!

– Dessau, 11. April 1901; Postkarte (14×9cm): Klughardt schickte mit gleicher Post das Notenmaterial zum Oratorium »Judith« (evtl. ging es sogar um die Uraufführung). Möge sie Ihnen gefallen, so daß Sie die Hand zum Bunde reichen können. Es folgt der Hinweis: Der Verleger möchte einen „Führer“ von Ihnen verfasst, ...

– Dessau, 18. April 1901; Postkarte (14×9cm): Klughardts Begeisterungsstürme haben inzwischen peinliche Formen angenommen: Lieber Freund! Sie sind ein Engel! Zugleich erwartet er, dass Brandt das Aufführungsmaterial vom Verlag mindestens zu einem Vorzugspreise erhalten werde.

– Hohenschwangau, 21. Juni 1901; Postkarte (14×9cm), in Bleistift; etwas verblasst und zusätzlich vollgekritzelt, deshalb schwer lesbar: Klughardt bedankt sich begeistert für den von Brandt verfassten »Führer« zum Oratorium »Judith«: Wie soll ich Ihnen danken! Es folgt erneut eine stolze Liste von sieben Aufführungen (u. a. Halle unter Otto Reubke).

– Dessau, 8. Oktober 1901; 3 S., kl-4to (22×14cm; Doppelblatt mit Blindprägung: Intendanz der herzogl. Hofkapelle und des herzogl. Hoftheaters zu Dessau): Aus dem wortreichen Schreiben geht hervor, dass eine (Ur?-) Aufführung eines seiner Werke in Magdeburg unter Mitwirkung der Dessauer Singakademie für den 20. Oktober vorgesehen ist; für die anreisenden Sänger ergeben sich jedoch bei der Generalprobe am 19. Oktober Probleme, weil danach kein Zug mehr zurück fuhr. Klughardt hatte offenbar im Rausch der Begeisterung außerdem noch Sänger aus Zerbst und Cöthen angefordert, musste sie aber jetzt aus Kostengründen wieder ausladen. Ob und wie man die Probleme gelöst hat, geht aus unseren Dokumenten nicht hervor.

KNORR, Iwan (1853–1916): Eigenh. Brief m. U., Frankfurt/M., 17. Juni 1890, an eine unbekannte Adressatin. 1 S., 8vo (18×11cm, Doppelblatt). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/173   Preis: € 40,--

Seit 1883 war Knorr in Frankfurt/M. Lehrer für Musiktheorie. – Weil seine Frau leider nicht ganz wohl sei, könnten sie beide nicht zu einem verabredeten Besuch kommen. Hoffentlich aber kommt es vor den Ferien noch dazu. Gleichzeitig bietet er auf Donnerstag einen Logenplatz für den Sommernachtstraum an.

 

KORNAUTH, Egon (1891–1959): Eigenh. Postkarte, Wien, 2. Juni 1920 (Poststempel), an Herrn Professor Gottfried Feist, ebd. 9,5×14cm, mit Briefmarkenaufdruck und zusätzlich aufgeklebtem Postwertzeichen (Länderbezeichnung: Deutschösterreich).

Bestell-Nr.: 56/174   Preis: € 80,--

Kornauth teilt dem Adressaten mit, bei dem es sich offenbar um einen Musiker handelt, dass die Probe Sonntag früh keinen Zweck habe, da das Klavierquartett ... am 7. d. M. infolge neuerlicher Beschlüsse nicht stattfindet, sondern erst am letzten Abend (wer’s glaubt!). Wahrscheinlich handelt es sich bei dem angesprochenen Werk um Kornauths 1918 komponiertes Klavierquartett c-moll op. 18, das 1921 bei Doblinger erschienen ist.

 

KRENEK, Ernst (1900–1991): Maschinenschriftl. Empfehlungsschreiben m. U., Los Angeles, Oktober 1953. 1 S., 8vo (20,5×12,5cm, 1 Bl.). Dünnes Papier, etwas knitterfaltig.

Bestell-Nr.: 56/176   Preis: € 100,--

Bis zum Jahr 1938 [Emigration Kreneks aus Österreich] hatte ich oft die Freude, Ré Koster de Yong in Auffuehrungen meiner Lieder am Klavier zu begleiten, und ich habe stets ihr Verstaendnis fuer neue Musik, ihre Musikalitaet, Sensitivitaet, ihr Einfuehlungsvermoegen und technisches Koennen sehr bewundert. Es schließt sich die besondere Empfehlung der Sängerin als Pädagogin an.

 

KÜCKEN, Friedrich Wilhelm (1810–1882). Eigenh. Revers m. U., Berlin, 4. Oktober, 1837, über die Verwertungsrechte zweier Lieder durch den Musikverlag Schlesinger (Berlin). 1 S., 4to (26×22cm, Doppelbl.). Tinte schwach durchschlagend, Brieffaltungen. Sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 58/19   Preis: € 250,--

Hochinteressantes Dokument zur Vertragsgestaltung d. Z. mit einer ‚Ewigkeitsklausel’, die bis heute und noch bis zum jüngsten Tag gilt. Auf der Rückseite befindet sich der Kanzleivermerk mit gleichem Datum sowie dem Hinweis: Op. 20. Wie der ein Jahr später unterzeichnete Vertrag belegt (s. folgende Kat.-Nr.), handelt es sich um einen standardisierten Text. Hiermit verzichtet Kücken auf alle künftigen Ansprüche für die Zwei Lieder, op. 20, deren Titel aufgeführt sind und die er „auf immerwährende Zeit, für alle Laender u. für alle beliebige Arten von Arrangements zum unbeschränkten Verlag an den Musikhändler“ – Martin Schlesinger (1769-1838) – verkauft. Kücken „quittirt zu gleich über den richtigen Empfang des festgesetzten Honorars [Betrag ist leider nicht ausgewiesen] u. begiebt sich aller ferneren Ansprüche an dem aus vorbezeichneten Werke zu machenden Gewinn.– Seit 1832 lebte Kücken in Berlin und studierte bei Joseph Birnbach Musik; mit derGeschäftsverbindung hatte Schlesinger grundsätzlich den richtigen Instinkt: „Nach Vollendung seiner Studien beschäftigte er [Kücken] sich fleissig mit Lieder-Compositionen, die ungemein Beifall fanden“ (Ledebur).

 

KÜCKEN, Friedrich Wilhelm (1810–1882). Eigenh. Revers m. U., Berlin, 28. August 1838, über die Verwertungsrechte an einem Heft Lieder Opus 23 durch den Musikverlag Schlesinger (Berlin). 1 S., 4to (25× 20,5 cm). Tinte etwas durchschlagend, Brieffaltungen. Sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 58/20   Preis: € 250,--

Kücken veräußert „das Eigenthumsrecht der Melodie folgender Compositionen [die Opuszahl und die Liedtitel folgen] auf immerwährende Zeit für alle Länder und für alle beliebige Arten von Arrangement zum unbeschränkten Verlag an den Musikhändler Herr Schlesinger“ [vermutlich noch Martin Schlesinger, der am 11. November d. J. verstarb]. Außerdem bestätigt Kücken „den richtigen Empfang des festgesetzten Honorars von 10 Loui d. und begiebt sich aller ferneren Ansprüche an dem, aus vorbezeichnetem Werke zu machenden Gewinn“. Höchst informatives Dokument zur Vertragsgestaltung d. Z. mit standardisiertem Text (s. die gleichlautende Quittung in vorstehender Kat.-Nr.), der dem Verleger das uneingeschränkte und über den Jüngsten Tag hinaus reichende Besitzrecht einräumte. Mendel rühmt 1876 Kücken als „einen der populärsten Liedertondichter der Gegenwart“.

 

LALO, Edouard (1823–1892): Eigenh. Brief m. U., o. O., 27. Mai [Jahreszahl fehlt, wahrsch. 1880er Jahre], an einen Freund (Mon cher ami). 2 S., 8vo (18×11cm). Brieffaltung; Lochung (der Betrag für das geforderte Auftrittshonorar ist angeschnitten; er dürfte sich aber auf 2000 fr. belaufen).

Bestell-Nr.: 56/178   Preis: € 150,--

Der Brief steht offenbar in Zusammenhang mit einem geplanten Konzert des berühmten Geigers Pablo de Sarasate (1844–1908), für das sich der Virtuose an das Büro von Malesherbes (Konzertveranstalter?) gewandt und 2000 fr. gefordert hatte. Lalo kann die Summe nicht bezahlen und reicht nun seine geplante Antwort mit dem vorliegenden Brief an den Freund weiter.

 

LASSEN, Eduard (1830–1904): Eigenh. Brief in französischer Sprache, Paris, 29. April 1865, an den Cellisten Bernhard Cossmann [1822–1910]. 2 S., 8vo (21×13,5cm, Doppelblatt aus hellblauem Papier). Brieffaltungen; Tinte etwas durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/180   Preis: € 140,--

Lassen berichtet zunächst, dass er am Vortag bei der Premiere von Meyerbeers »Afrikanerin« assistiert habe (Uraufführung: Paris, 28. April 1865) und heute um 5 Uhr nach Brüssel zurückfahre, wo er mit seiner eigenen Oper [sicherlich die bereits am 24. April 1865 in Brüssel uraufgeführte »Le captif«] großen Erfolg habe. Dann bittet er Cossmann, mit diesem Brief zu Dingelstedt, dem Weimarer Intendanten, zu gehen und ihn um eine Urlaubsverlängerung von zwei Tagen zu ersuchen. – Cossmann war zu dieser Zeit in Weimar als Cellist tätig.

 

LECOCQ, Alexandre Charles (1832–1918): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., (Paris), 17. Oktober 1894, an einen nicht genannten Adressaten (Cher Monsieur). 1 S., 8vo (18×11,5cm, 1 Bl.) Gebräunt; Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/182   Preis: € 80,--

Soeben nach Paris zurückgekehrt, teilt Lecocq mit, dass er den Besuch des Adressaten erwarte; er schreibt auch, wann dieser ihn am Besten erreichen könne.

 

LECOCQ, Alexandre Charles (1832–1918): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., undatiert, an einen Herrn Cantin. 1 S., 8vo (17,5×11cm, 1 Bl. mit hübschem Monogramm des Absenders).

Bestell-Nr.: 56/183   Preis: € 140,--

berichtet, dass ihm Mlle. Mozart heute die Partie der Clairette sehr gut vorgetragen habe, und Cantin möge sich doch pour cette jeune personne et pour moi-même einsetzen.

 

50 Seiten Orchesterpartitur versus ½ Seite Poesie 

Leoncavallo wertet Kunst nach dem Papierverbrauch

LEONCAVALLO, Ruggero (1857-1919). Äußerst charakteristischer und lan-ger eigenh. Brief m. U. und Briefumschlag, Menton, 9. Juni 1902 an den Schriftsteller Pierre Louÿs. 8 S. 8vo (20,4 × 26,1 cm), in brauner Tinte auf gelblichem Papier, gefaltet.

Bestell-Nr.: 58/24   Preis: € 950,--

Um 1900 war Leoncavallo wegen seines zu großspurigen Lebenswandels in Finanznöte geraten. Anlässlich der (nicht ausgeführten) Oper Aphrodite versucht er nun, eine höhere Gage gegenüber dem Autor der Romanvorlage, Pierre Louÿs, durchzusetzen. Neben der Aufteilung des Werkes in 33 % Text (Roman und Libretto) und 67 % Musik (und Verleger) dient selbst der größere Papierverbrauch als Argument! Außerdem habe auch Jules Massenet solche Konditionen erstritten: « Avant de faire un traité avec vous, bien qu’ayant déjà écrit cinq opéras et connaissant bien les offres qu’on peut faire, j’ai voulu m’adresser à Mr. Massenet avec lequel je suis très lié pour savoir comment il avait traité pour Sapho et Thaïs. Voilà ce qu’il m’a répondu. Voici ce qui s’est fait pour Thaïs :


Au théâtre : - la moitié des droits (Part du musicien)
- l’autre moitié a) auteur du roman. b) auteur du livret.
Chez l’éditeur: - Deux tiers (part du musicien) 
- Un tiers a) auteur du roman b) auteur du livret

[...] Vous voyez donc qu’ici il n’est question que de droits à percevoir [...] La différence du partage des droits chez l’Editeur qui donne deux tiers au maître s’explique aussi. Cette clause ne veut pas dire que le maître empoche deux tiers quand l’auteur du roman et les librettistes ne partagent qu’untiers. Il faut que vous sachiez que le maître est obligé d’intér-esser l’éditeur s’il veut vendre convenablement son ouvrage et une bonne partie de ces deux tiers va dans la poche de l’éditeur qui achète et souvent même au maître il ne reste pas le 50 pour 100 auquel il a droit ! [...] Et sur ce prix que l’Editeur donne pour le poème le musicien n’a rien a toucher, comme aussi bien l’auteur du roman que les librettistes n’ont rien à recevoir sur le prix de la musique [] Il y a (a part l’inspiration musicale qui compte pour quelque chose) une différence énorme de travail manuel entre les écrivains et les musiciens qu’il faut pourtant régler !! - Quand vous avez fait la chanson de la petite joueuse de flûte dans Aphrodite vous avez rempli tout au plus la moitié d’une feuille de papier ! Eh bien cette simple petite chanson représente au moins cinquante pages de partition pour orchestre !!!! Vous voyez donc la différence de travail et par conséquent la nécessité et la justice d’une différence de partage. […]» -Kein Wunder, dass nach diesem Brief keine Einigung mit dem Lebenskünstler Pierre Louÿs zustande kam: Die Leoncavallo-Literatur bleibt schweigsam zu diesem Opernprojekt. Auch die Finanzmisere konnte Leoncavallo nicht beheben. Trotz einiger nicht authentischer Kompositionsverfahren starb er in Armut.

   

LITOLFF, Henry (1818–1891): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., Braunschweig, 1. August 1857, an einen nicht genannten Adressaten in Paris. 3 S., 8vo (18,5×11,5cm, Doppelbl. mit sehr hübscher Blindprägung: Wappen mit den Initialen des Absenders). Brieffaltung, etwas fleckig.

Bestell-Nr.: 56/186   Preis: € 120,--

Litiolff möchte seinen 18jährigen Adoptivsohn nach Paris schicken, damit dieser den französischen Alltag und die Sprache erlerne (... apprendre un peu les affaires et la langue française); er bittet den Adressaten um dessen spezielle Protektion. In dessen Büro solle sein »Schützling« seinen Unterhalt verdienen. Litolff präzisiert seine Absicht: La chose principale est qu’il apprend le français et voir le monde, pas le beau monde mais le monde travaillant.

 

Eine Klaviersonate ‚Aus der Neuen Welt’

LOEWE, Carl. Eigenh. Brief m. U., Stettin, 3. November 1854, an die Musik-verlags=Handlung G. Probst in Leipzig. 1 S., folio (28×22cm). Adressblatt (mit Bearbeitungsvermerken der Verlagskanzlei); unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle (Reste erhalten). Leichter Tintenschaden, dennoch sehr schönes Stück.  

Bestell-Nr.: 58/28   Preis: € 700,--

Loewe bietet dem Verlag eine neue Komposition an, indem er zunächst die dort erschienene Sonate op. 48 von Kalkbrenner lobt, da ihr Druck „Ihrer Offizin alle Ehre macht. Wenn ich nicht sehr irre, müssen Sie mit diesem schönen Werke ein sicheres und solides Geschäft machen, so daß Sie gewiß in jedem Jahr einen schönen Absatz habenAuch ich lasse sie fleißig von meinen Eleven spielen, die alle entzückt davon sind.Er bietet ein originelles Werk an, das Probst eigentlich gar nicht mehr ablehnen kann: Es handelt sich um eine programmatische Sonate. „Sie besteht aus 4 Sätzen, welche den Collectiv=Namen „Die Auswanderer“ tragen. Der erste Satz heißt: „Abschied vom Vaterland“ 2) Meerfarth, 3) Die Prairie, 4) Die neue Heimath.Allein – Probst nahm das Werk nicht an; es erschien nach mindestens einem weiteren vergeblichen Versuch (s. den Brief in anschl. Katalog-Nr.) erst 1869 bei W. Müller in Berlin unter dem neuen Titel: Vier Phantasien für Pianoforte op. 137. Loewe schrieb mehrere große Sonaten mit programmatischem Charakter (z. B. Der Frühling – Eine Tondichtung in Sonatenform op. 47, oder die Zigeuner-Sonate op. 107b).

 

LOEWE, Carl. Eigenh. Brief m. U., Stettin, 15. Juli 1858, an den Verleger C. F. W. Siegel in Leipzig. 2 S., 8vo (22×14cm); unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle (dieses ist vollst. erhalten). Tinte etwas durchschlagend, Papier jedoch immer noch sehr gut.

Bestell-Nr.: 58/29   Preis: € 600,--

Loewe schickt als Antwort auf einen Brief Siegels seine „so eben componirte ,Liedergabe’ zu gefälliger Edition“. Anschließend preist er seine Sonate Auswanderer zur Veröffentlichung an, wobei er dieses Mal eine andere Strategie verfolgt, als zwei Jahre zuvor beim gleichen Angebot an Breitkopf & Härtel: „Die Klavier=Litteratur hat eben nichts Hervorragendes, deshalb schlage ich Ihnen vor, meinen ‚Auswanderer’, Tondichtung in 4 Abtheilungen“. Er könne sie „gelegentlich zusenden“. Aber auch ein neues Sammelwerk sei im Entstehen: „Im Laufe dieses Sommers werden 3 neue Balladen fertig“, wobei es sich um das Opus 129 handelt (Der Teufel; Der Nöck; Die Schwanenjungfrau). Siegel ging jedoch auf keines der Angebote ein: Die Auswanderer sind als op. 137 erst 1869 bei W. Müller in Berlin erschienen, und die drei Balladen wurden 1860/61 bei Schlesinger(ebd.) mit der Opuszahl 129 veröffentlicht. Für die Liedergabe konnte sich Siegel ebenso wenig erwärmen: Auch sie wurde 1860 bei Schlesinger (op. 130) verlegt.

 

MARPURG, Friedrich (1825–1884): Eigenh. Brief m. U., Mainz, 6. Mai 1857, an einen nicht genannten Adressaten (Sehr geehrter Herr Doctor [nach einer späteren Bleistiftnotiz von fremder Hand an Franz Brendel, den langjährigen Herausgeber der »Neuen Zeitschrift für Musik«]). 2 S., 8vo (20,5×13,5cm, Doppelblatt mit Blindprägung). Vorderes Bl. war vollständig und wurde repariert (S. 2 deshalb etwas unschön, Lesbarkeit jedoch nicht beeinträchtigt).

Bestell-Nr.: 56/187   Preis: € 70,--

Marpurg, Urenkel des Musiktheoretikers Friedrich Wilhelm Marpurg (1718–1795) und seinerseits Komponist sowie Dirigent, berichtet begeistert von einer äußerst gelungenen und umjubelten Aufführung der 9. Sinfonie [Beethovens] in Mainz, wo er offenbar gegen den Widerstand von einflussreicher Seite erst kurz zuvor Kapellmeister geworden war: Ich habe hier, und wie ich glaube, auch in den Nachbarstädten, bereits einen festen Boden gewonnen, und hoffe, bei längerem Hierbleiben, mehrere schöne Jahre verleben zu können. Auch Schott wird sich in seiner Zeitung nicht ganz diesem Einfluß entziehen können und muß bereits gute Miene zum bösen Spiel machen. Mit diesem Schreiben schickt Marpurg einige Belege für unser Concert für den Fall daß Ihrer Zeitung gerad Stoff mangelt.

 

„Vitamin B“ im Pariser Kulturbetrieb

 

MASSENET, Jules (1842–1912): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., Paris, 16. Juni 1892, an einen Präfekten („Monsieur le Préfet“). Doppelbl. (3 S. beschrieben), 8vo (18×13,5cm); kl. Haftstellen.

Bestell-Nr.: 56/189   Preis: € 150,--

Massenet, et ma femme aussi, bekundet sein Interesse an Madame Guyon, qui sollicite une place de professeur dans les écoles de la Ville de Paris. Die Kandidatur werde auch von Massenets illustre confrère Mr Gérard unterstütz, obleich vous seul, Mr le Prréfet, êtes le Maître absolu. Massenet weist nochmals auf die hohen Meriten der Kandidatin hin… Interessantes Zeugnis zum Protektionswesen im Frankreich der Dritten Republik.

 

MASSENET, Jules. Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., o. O. [lt. Stempel: Biaritz], 5. Februar 1900, an Paul Bastide (Chor­direktor der Oper zu Marseille). 1 S., kl.-8vo (13,5×11cm, Doppelblatt mit Briefumschlag). Kuvert mit Briefmarke (15cs, blau), unbedeutend schadhaft.

Bestell-Nr.: 56/190   Preis: € 120,--

Massenet erklärt die Verzögerung, sich mit Bastides ihm geschickter Komposition zu befassen, mit seiner Abwesenheit von Paris. Je suis touché de votre attention et de vos sentiments à mon égard. – Von Bastide waren damals die Opern »L’idylle à l’étoile« und »Robinsons blancs« bereits uraufgeführt (letztere kurz zuvor, am 19. Januar 1900); möglicherweise bemühte sich der Komponist um eine Empfehlung für Paris. Seine nächste Oper, »L’amour magicien«, war vielleicht bereits geschrieben (Uraufführung : 10. März 1903).

 

MENUHIN, Yehudi (1916–1999): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., o. O., an einen Monsieur Lapp in Straßburg. 1 S., 4to (27×17,5cm, geschrieben auf der Rückseite eines Blattes aus Hochglanzpapier einer Festival-Vorschau, vermutlich ein Probeabzug für Menuhin zur Kenntnisnahme bzw. zur Korrektur); beiliegend ein weiteres Blatt (recto: farbiges Porträtphoto Menuhins; verso Konzertprogramm zum 1. Juli 1988 mit Menuhin als Solisten in Beethovens Violinkonzert unter der Leitung von Theodor Guschlbauer).

Bestell-Nr.: 56/192   Preis: € 250,--

Der äußerst sprachbegabte Menuhin teilt in perfektem Französisch mit, dass er die Präsidentschaft des Straßburger Musikfestivals sehr gerne übernehmen werde, und erinnert sich bei dieser Gelegenheit seiner fast fünfzigjährigen musikalischen Verbundenheit mit der Stadt: Le Festival de Strasbourg marque certaines étapes de ma carrière qui remontent a [recte: à] près d’un demi siècle – donc – Enesco, Klemperer, ma soeur Hephzibah ... – Beeindruckendes Dokument, dessen etwas zittrige Schrift Menuhins Alter verrät.

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U., o. O. [vermutlich Berlin], undatiert, an Ferdinand Hiller. 1 S., 8vo (20,5×13,5cm, Doppelblatt). Tinte durchscheinend, Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/193   Preis: € 280,--

Meyerbeer erkundigt sich im Auftrag seiner Mutter, ob Sie uns die Freude machen wollen, bei ihr Übermorgen (Sonntag) Mittag zu speisen, mit einigen wenigen deutschen Freunden nach deutscher Sitte, d. h. nach 5 Uhr. – Die Einladungen zu Meyerbeers Mutter waren die höchste und intimste Ehrerweisung, die der Berliner Generalmusikdirektor Meyerbeer ausgewählten Gästen zuteil werden ließ. Eine solche Einladung an Richard Wagner ist in Meyerbeers Tagebüchern festgehalten, kurz bevor es wegen Wagners antisemitischen Ausfällen zum Bruch kam.

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Fragment eines eigenh. Briefes m. U., o. O. [vermutlich München], undatiert [1813?], ohne Hinweis auf den Adressaten. 1 S. (1 Bl., schräg beschnitten: ca. 10×19cm). Tinte etwas durchscheinend, Spuren der Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/194   Preis: € 120,--

Vom Haupttext ist nur die Schlussformel mit der Unterschrift vorhanden. Es folgt jedoch ein wichtiges Postscriptum: Haben Sie die Güte Ihr gefälliges Antwortschreiben an H. Bürgny [?] (Luisenstraße N° 10 im ersten Stock) zur Besorgung zu schicken, der immer von meiner Adresse unterrichtet ist. Das Schreiben dürfte kurz vorMeyerbeers Abreise aus München (Anfang 1813) geschrieben worden sein. Schriftduktus und Alter des Papiers unterstützen diese Vermutung.

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Billett o. U., o. O., undatiert, vermutlich an eine deutsche Theaterkanzlei. 1 S. 12° (13,5×10,5cm, Doppelblatt aus hellblauem Papier mit den bekrönten Initialen des Komposnisten in Blindprägung), 13,5×10,5cm.

Bestell-Nr.: 56/195   Preis: € 150,--

In Zusammenhang mit einer ersten Vorstellung des Nordstern (seine u. d. Titel »L’étoile du nord« am 16. Februar 1854 in Paris uraufgeführte Oper) bittet Meyerbeer um die Überlassung eines Platzes. Da das Schriftstück in Deutsch abgefasst und auch der in Deutschland geläufige Titel der Oper verwendet worden ist, kann nicht die Uraufführung gemeint sein, sondern eine spätere Vorstellung (und hier die örtliche Premiere).

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, o. O. 29. September 1825 (Jahreszahl nicht ganz eindeutig lesbar), an einen nicht genannten Adressaten (Monsieur!). 1 S., 8vo (19×11,5cm). Tinte schwach durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/196   Preis: € 220,--

Meyerbeer hatte bei einem vorausgegangenen Zusammensein zu erwähnen vergessen, dass sich der Ort für ein gemeinsames Diner d’aujourd’hui geändert habe und teilt seinem Briefpartner den neuen Treffpunkt mit: C’est la où vous attendre après cinque heures & demie.

 

MEYERBEER, Giacomo. Eigenh. Brief m. U., Paris ca. 1830, an den Pianisten und Conservatoire-Professor P. J. Zimmermann, 1½ S. 8vo in Französisch, Papier mit schönem blindgeprägtem Monogramm "G M"; eigenh. beschriftetes Adressblatt mit Siegel (kl. Fehlstelle an der Bruchstelle; im Rand ein gestrichener Fremdtext).

Bestell-Nr.: 56/197   Preis: € 280,--

Meyerbeer bedankt sich bei dem berühmten Klavierpädagogen Zimmermann für dessen "excellent ouvrage" (offensichtlich Zimmermanns Encyclopédie du Pianiste) und möchte seiner Einladung erst nach Rückkehr von einer bevorstehenden mehrwöchigen Reise nachkommen.

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, Paris, undatiert (jedenfalls vor 1854), an einen nicht genannten Adressaten (Monsieur!). 1 S., 8vo (20×13cm, Doppelblatt mit hübscher Blindprägung der Initialen Meyerbeers im Zierrahmen). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/198   Preis: € 180,--

Soeben nach Paris zurückgekehrt, fand Meyerbeer eine Einladung für kommenden Sonntag vor; er könne diese jedoch nicht annehmen, weil gerade an diesem Tag seine Mutter käme, die auf der Durchreise in die Bretagne sei um dort Bäder zu nehmen. Meyerbeers Mutter ist 1854 verstorben.

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, o. O. [sicher Paris], undatiert, an Monsieur André, Chef au cabinet du ministre des finances. 1 S., kl.-8vo (17,5×10,5cm, Doppelblatt). Adressfaltung; das an der Sigelstelle beschädigte Papier (Ecken) wurde hinterlegt; etwas gebräunt.

Bestell-Nr.: 56/199   Preis: € 150,--

Nachdem dies schon längere Zeit nicht mehr stattgefunden habe, bittet Meyerbeer den Beamten zum Diner für Samedie prochain (à 6 heures).

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, o. O. [wahrsch. Paris], 14. Mai 1835, an Monsieur René Perin, Passage du Commerce (Faubourg St. Germain). 1 S., 8vo (20×13cm, Doppelblatt). Adressfaltung; etwas gebräunt, geringe Blattverletzung an der Siegelstelle ohne Textverlust (fachmännisch hinterlegt).

Bestell-Nr.: 56/200   Preis: € 250,--

Meyerbeer lädt den Adressaten zu einem kleinen Diner ein, das am 17. stattfinden soll; er würde dort einige Personen de votre connaissance treffen

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U., o. O. [Berlin?], 23. Januar 1845, an einen nicht genannten Adressaten (Eu: Hochwohlgeb.). 1 S., 8vo (22,5×18cm, 1 Bl.). Brieffaltung. Unbedeutender Einriss hinterlegt.

Bestell-Nr.: 56/201   Preis: € 150,--

Meyerbeer retirirt mit dem verbindlichsten Dank die gütigst mitgetheilten Blätter (Beilage nicht vorhanden).

 

MEYERBEER, Giacomo (1791–1864): Eigenh. Brief m. U., o. O. [Paris], undatiert (Neujahr, wahrsch. zwischen 1862 und 1864), an den Pariser Verleger Gemmy Brandus (Boulevard italien). 1 S., 8vo (21×13,5cm, Doppelblatt mit dem hübsch verzierten Monogramm des Komponisten in Blindprägung. Adressfaltung (geringfügiger Einriß am Falz).

Bestell-Nr.: 56/202   Preis: € 180,--

Meyerbeer konnte mit dem aus Berlin stammenden G. Brandus (Taufname: Samuel, 1823–1873) in der gemeinsamen Muttersprache verkehren; dieser leitete zusammen mit seinem Bruder Louis den gleichnamigen Pariser Musikverlag. – Der Komponist fordert den Adressaten auf, ihn heute um 4 Uhr [zu] besuchen. Er gibt an, dass er den Besuch von Carlotta Patti empfangen hatte, jedoch nicht zuhause gewesen war. Ich wünschte in Beziehung auf dieselbe u. auch wegen Ritt [?] mit Ihnen zu sprechen. Der kurze Brief schließt mit den letzten Wünschen zum heutigen Neujahrstag. – Die Schwestern Adelina und Carlotta Patti gehören beide zu den berühmtesten Gesangskünstlerinnen der Gegenwart (Mendel-Reissmann). Carlotta (1840–1889) hatte ihr Debüt 1861 in New York, weshalb der vorl. Brief aus einem der letzten Lebensjahre Meyerbeers stammen dürfte.

 

MILLÖCKER, Carl: Eigenh. Brief m. U., o. O., undatiert, wahrsch. an einen Veranstalter (Geehrter Herr Doctor), 1 S., links oben mit aufgedruckter hübscher Zierinitiale »M« (ohne WZ, 22,5×14,5cm); sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 56/204   Preis: € 250,--

Millöcker schickt von Frl. Lina Mayer [...] ein Stückchen welches sehr nett sein soll. Die bisher nicht identifizierbare Komponistin wolle es zusammen mit Grève spielen; vielleicht ist damit der in Berlin-Charlottenburg tätige Opernsänger, Gesangslehrer und Impressario Karl Grohmann (geb. 1870) gemeint, der sich dieses Pseudonyms bediente; auch die anschließende Ortsangabe deutet in diese Richtung: ... da derselbe aber morgen nach Berlin fährt, müßten Sie [...] einen anderen Partner finden, vielleicht Blasel – Matras – Girardi? Millöcker ist am 31. Dezember 1899 gestorben; das Erscheinungsbild des kurzen Schreibens deutet auf das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts.

 

MOTTL, Felix (1856–1911): Zwei eigenh. Briefkarten m. U., München, Januar 1905, an denselben nicht genannten Adressaten (Lieber Freund). Jeweils 2 S., quer-8vo (13,5×16,5cm, jew. 1 Bl.). Fester Karton mit gedrucktem Briefkopf Der Generalmusikdirektor der Königl. Bayer. Hoftheater (darübergesetztes bayerisches Wappen). Brieffaltung, am Falz stark brüchig (erster Brief hier eingerissen).

Bestell-Nr.: 56/205   Preis: € 150,--

Mottl war seit 1903 bis zu seinem Tod während einer »Tristan«-Aufführung Münchener Generalmusikdirektor.

– 12. Januar 1905: Mottl fordert den Adressaten auf, ihm die Partitur seine Oper zuzuschicken, rät aber, im Augenblick selbst nicht nach München zu kommen, da er so wahnsinnig viel zu thun [habe], dass ich die Zeit nicht herausfinden könnte, die ich Dir widmen müsste, um von Dir die Oper vorgespielt zu hören. Er lese die Noten vor dem Schlafengehen und werde ihm offen meine Meinung d[a]rüber sagen.

– 27. Januar 1905: Mottl schickt die Partitur, nachdem er sie durchgelesen habe, zurück. Obwohl man überall den feinen, kenntnisreichen u. geschmackvollen Meister sieht, fürchte ich doch, dass die musikalische Ausführung zu weich u. zu lyrisch gerathen ist, um eine volle Wirkung des guten Buches zu versprechen. Mottl versucht, die Enttäuschung beim Empfänger dadurch abzumildern, dass er verspricht, bei einer evtl. andernorts stattfindenen Aufführung sicher zu kommen, um sich dann ggf. vom Resultat eines Besseren belehren zu lassen.

 

MÜHLING, August (1786–1847): Eigenh. Brief m. U., Nordhausen, 2. März 1817, an einen nicht genannten Adressaten (offensichtlich einen Instrumentenhändler). 2 S, 8vo (21×16,5cm). Brieffaltungen; etwas gebräunt, Tinte schwach durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/207   Preis: € 120,--

Dieser Brief ergänzt offenbar ein vorangegangenes Schreiben an diesen Instrumentenhändler. Mühling, der zwischen 1809 und 1823 Organist, Singlehrer und Musikdirector an dem Gymnasium zu Nordhausen gewesen ist (Schilling), erkundigt sich (wohl im Namen eines der Musiker seiner Kapelle) nach Wiener Fagotten und deren Preis. Des weiteren bittet Mühling noch um 4 Stück Quinten von der schönsten Art; damit ist die E-Saite der Violine gemeint, die man eigentlich Quarte nennen sollte, weil sie die vierte Saite des Instruments ist; weil aber auf dem Violoncell und der Viole die a=Saite Quarte heißt, so wollte man für die a=Saite der Violine diesen Namen auch beibehalten (Schilling); dementsprechend ist auch die angefügte Bestellung einer Terz zu verstehen. In einer Nachschrift versichert Mühling, dass er seine Rechnung gleich nach Empfang dieser Sachen berichtigen werde.

 

MÜHLING, August (1786–1847): Eigenh. Brief m. U., Magdeburg, 18. Februar 1839, an einen nicht genannten Adressaten (vermutlich die Creutz’sche Buchhandlung in Magdeburg). 2 S., 4to (24×21cm, 1 Bl.). Gebräunt, Tinte etwas durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/208   Preis: € 120,--

Seit 1823 arbeitete Mühling in Magdeburg als Musikdirektor und Organist. Im vorliegenden Brief bietet er eine von ihm angefertigte Auswahl der Spitta’schen Lieder (Psalter u. Harfe) an, die er mit einfachen Melodien u. Pianoforte Begleitung versehen habe. Auf einigen Absatz hier können Sie gewiß rechnen ... Eine Reihe »Psalter und Harfe, v. Spitta«, op. 54 ist in vier Heften in Magdeburg (Creutz’sche Buchhandlung) erschienen (vgl. Hofmeister1845). Außerdem will ich nun wieder ein Heft Männergesänge (Quartetten) veröffentlichen, die hier bereits Lieblinge geworden sind, und die zu dem Besten gehören mögen, was ich in der Art schrieb (s. zahlreiche Nachweise bei Hofmeister 1845). Zur weiteren Empfehlung seines Könnens merkt Mühling noch an: Ein Urtheil über meine letzten Compositionen kann wohl dort Herr Concertmstr. David, welcher mein Oratorium: Abbadona [Uraufführung: Magdeburg, 28. Juni 1838] hier gehört u. selbst dabei mitgewirkt hat, abgeben. Ein Druck war bisher nicht nachweisbar.

 

PANOFKA, Heinrich (1807–1887): Eigenh. Postkarte m. U., Wiesbaden (Hôtel d’Europe), 18. September 1885, an den Cellisten Bernhard Cossmann. 9×14cm (violetter Briefmarkenaufdruck zu 5 Pfennige). Etwas gebräunt.

Bestell-Nr.: 56/215   Preis: € 120,--

Der sehr geschätzte Gesangslehrer Panofka lebte seit 1866 in Florenz (deshalb auch der Zusatz zur Unterschrift: aus Florenz). Die Zeilen sind an den Professor am Conservatorium, grossh. sächs. Kammer Virtuosen in Frankfurt a/M. gerichtet, wo Cossmann seit 1878 tätig war: Ich bin seit ein paar Tagen hier u. denke den Winter hier zu verbringen; er hofft, dass Cossmann in dieser Zeit einmal zu Besuch kommt. – Etwas schwer lesbare Handschrift des immerhin 78jährigen Panofka.

 

PARTOS, Oedoen (1907–1977): Eigenh. Brief m. U., Tel Aviv, 3. April 1960, an den Schweizer Komponisten Conrad Beck (1901–1989) in Basel. 1 S., 4to (28×18,5cm, 1 Bl. mit etwas unregelmäßigem Rand; verso ist der dazu gehörende Briefumschlag mit mehreren israelischen Postwertzeichen aufgeklebt). Brieffaltungen und Lochung.

Bestell-Nr.: 56/216   Preis: € 80,--

Dankt für ein Engagement (wahrsch. für einen Auftritt als Violinist) und bittet um einen Pianisten, da Herr Tal (d. i. der 1910 geb. Komponist Josef Tal) nicht mitkommen könne. Partos verspricht, die benötigten Stücke (Sonate von Tal und die eigene Ballade) sofort nach Antwort abschicken. Wohl für die amtlichen Formalitäten bei der Einreise fügte Partos einige Angaben zu seinen derzeitigen Lebensumständen an (einschl. Adresse und Geburtsdatum): Bin Israelitischer Bürger. [...] Bin Direktor der Musikakademie von Tel Aviv.

 

PAUER, Emil (1826–1905): Eigenh. Brief m. U. in englischer Sprache, o. O. (nur Straße angegeben), 3. Dezember 1875, an eine unbekannte Adressatin (Dear Miss Vipe – oder Pipe?). 1 S., 8vo (18×11,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/217   Preis: € 120,--

Kündigt sein Kommen an, certainly this afternoon; er werde rechtzeitig aufbrechen, könne aber dennoch nicht sagen, ob er pünktlich sei.

 

PIATTI, Alfredo (1822–1901): Eigenh. Brief m. U. in englischer Sprache, o. O. (engl. Adresse), 29. Januar (Jahreszahl fehlt). 1 S., 8vo (17,5×11,5cm, 1 Bl., wurde auf ein starkes, größer formatiges Blatt aufgeklebt.

Bestell-Nr.: 56/218   Preis: € 140,--

Der aus Bergamo stammende A. Piatti war ein gefeierter Cellovirtuose und lebte zwischen 1859 und 1898 in London; aus dieser Zeit dürfte der Brief stammen. Hier bedankt er sich (wahrsch. bei einem Verleger) für die Zusendung von Quartett-Stimmen, von denen er aber noch sechs weitere Kopien benötigt. Diese könnte er selbst anfertigen, wenn es ihm gestattet würde: Will you charge me for them in your book.

 

PIXIS, Friedrich Wilhelm (1786–1842): Eigenh. amtliche Stellungnahme m. U., Prag, 10. November 1828. 2 S., fol. (34,5×21,5cm, 1 Blatt). Brieffaltungen; gebräunt.

Bestell-Nr.: 56/219   Preis: € 100,--

Interessantes Dokument zum Thema »Amtsschimmel«, das belegt, wie ungeheuer kompliziert der Kauf von Musikalien (hier die Vertonung von Klopstocks »Halleluja« für das volle Orchester von Joseph Panny [1794–1838]) sein konnte. Zur Abwicklung des Vorganges benötigte man das ganze großformatige Blatt, das vollständig beschrieben ist. – Zunächst teilte der Praeses der Prager Tonkünstler=Versorgungsanstalt, J. Kleinwaechter, am 6. November 1828 den Herren Directionsmitgliedern dieser Institution mit, dass der Komponist sein Werk zum Kauf angeboten hätte (Preis: 50 f. conv. Münze) und erklärt dazu: Was hier von Herrn Panny’s musicalischen Arbeiten gehört, und über seine Persönlichkeit bekannt wurde, spricht für den Werth des angetragenen Tonstückes. Kleinwaechter empfiehlt den Ankauf, worauf mehrere Personen ihre (meist positiven und teilweise detailliert begründeten) Erklärungen dazu mit Unterschrift abgeben. Die letzte halbe Seite enthält dann die Notizen von Pixis, die den ganzen Vorgang abschließen: Da die Stimmenmehrheit der Directionsmitglieder für Anschaffung obigen Werkes lautet, und der Herr Præses daher meint, daß die Minderzahl der übrigen Herrn Mitglieder in diesem Fall nicht zu berücksichtigen sey, so wird hiermit der Hr. Kassier Vlzek angewiesen fünfzig Gulden Conv. Müntz aus der Handkasse dem Unterfertigten zukommen zu lassen. Es folgt noch ein Bestätigung (ebenfalls von Pixis geschrieben und unterzeichnet), mit der er den Empfang des Betrages quittiert.

 

PLANQUETTE, Robert (1848–1903): Eigenh. Brief m. U. in französischer Sprache, o. O., 3. April 1881, an einen Freund (Mon cher ami). 1 S., 8vo (17,5×11,5cm, 1 Bl. mit geprägtem schönem Monogramm RP).

Bestell-Nr.: 56/223   Preis: € 50,--

Planquette bittet den Freund, nicht genauer spezifizierte propositions eines Herrn Mayer dankend abzulehnen, weil er momentan in dieser Angelegenheit nichts unternehmen könne. – R. Planquette wurde durch 23 Operetten – v. a. durch »Les Cloches de Corneville« (1877) und »Surcouf« (1887) – berühmt.

 

PROCH, Heinrich (1809–1878): Eigenh. Brief m. U., Wien, 8. September 1840, an den Verleger F. Kistner in Leipzig. 2 S., 8vo (21×13,5cm, Doppelblatt mit Kanzleivermerk). Brieffaltungen; unwesentliche Blattverletzung (ohne Textverlust). Tinte gering durchscheinend.

Bestell-Nr.: 56/225   Preis: € 150,--

Wichtiges Dokument zu Proch, der eigentlich nur als Liedkomponist berühmt geworden ist, weil hier überraschend von Orchesterwerken die Rede ist: Um so viele Anfragen zu genügen, werde ich jetzt hauptsächlich bedacht sein, Orchesterwerke, und unter diesen vorzugsweise Conzertouverturen der Öffentlichkeit zu übergeben. Es sollte mich sehr freuen, mit einem so hochgeachteten Handlungshause in nähere Verbindung zu treten ... Er bittet Kistner, bei Interesse Vorschläge in Bezug auf Honorarbestimmung, Zeit der Einsendung und des Erscheinens des Werkes ebenfalls gütigst zu äußern ... Aus dem Vorhaben ist nichts geworden. Die Lexika kennen entweder keine oder kaum Orchesterwerke Prochs.

 

PROCH, Heinrich (1809–1878): Eigenh. Brief m. U. und eigenh. adressierter Briefumschlag, o. O. [Wien], 17. Oktober 1856, an den Komponisten und Wiener Hofkapellmeister Ignaz Assmayr (1790–1862) in Wien. 2 S., 8vo (21×13,5cm, Doppelblatt). Brieffaltung; Tinte schwach durchscheinend. Briefumschlag an der Siegelstelle unbedeutend beschädigt; Prochs Siegel mit der Initiale P ist vollst. erhalten.

Bestell-Nr.: 56/227   Preis: € 140,--

Proch kündigt für den nächsten Vormittag eine Correctur-Probe von der Oper: Die Schieberwiese an (bisher nicht identifizierbar) und wünscht dazu den Sänger Pauli; es könnte sich um den damals in Wien ausgebildeten Tenor Richard P. (1835–1901) gehandelt haben. – Der seinerzeit sehr populäre Liederkomponist H. Proch war seit 1837 Kapellmeister des Theaters in der Josefstadt und am Kärntnertortheater zu Wien.

 

Puccini als Geldanleger

 

PUCCINI, Giacomo: Eigenh. Brief m. U. „GPuccini“ an Antonio Bertolacci in Maremma, Torre del Lago, 7. III. 1919, eine S. in Bleistift, 4to (25 x 15,5 cm), umseitig mit eh. Adresse, sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 57/83   Preis: € 480,--

Puccini schreibt mit Bleistift, weil er wegen einer Grippe zu Bette liegt („ a letto coll’influenza“) und hofft auf schnelle Besserung. Trotzdem müsse er sich um seine „afieri“ kümmern und möchte in diesem Sinne genauere Auskünfte über die Entwicklung seiner Geldanlagen haben: „Ich wünsche, meine 25000 zurückzubekommen, da dies nicht gerade eine kleine Summe ist“

 

Der Auto-Fanatismus bremst die Komposition an „La Fanciulla del West“

 

PUCCINI, Giacomo: Eigenh. Brief mit U. „GPuccini“ an Antonio Bertolacci in Torre del Lago, „lunedi“ (Poststempel: Milano, 30. 5. 1910), 1 S. 4to (25 x 15,5 cm), umseitig mit eh. Adresse. Etwas stockfleckig.

Bestell-Nr.: 57/84   Preis: € 950,--

Der Komponist teilt seine Adresse in Paris mit (Hotel Westminster, rue de la Paix). Dann informiert er über einen Autokauf, „un’occasione troppo buono“, „il tipo 12 hp. è difficile trovare bene“  (Puccini war leidenschaftlicher Auto-Fan und erlitt einen schweren Unfall, der die Butterfly-Komposition verzögerte). Puccini teilt sodann seine Reisepläne für den Sommer mit, wobei er den Monat Juli in totaler Abgeschiedenheit zu verbringen beabsichtigte „per voler finire il mio lavoro“ , die hier (in Mailand) nur so wenig vom Fleck gekommen sei. Puccini arbeitete zu jener Zeit an der „Wild-West-Oper“ La Fanciulla del West, die noch im gleichen Jahr am 10. Dezember an der Metropolitan Opera in New York zur Uraufführung gelangte.

 

RABAUD, Henri (1873–1949): Eigenh. Brief in französischer Sprache, m. U., Paris, 9. Dezember 1919, an einen nicht genannten Adressaten (Cher monsieur). 1 S., 4to (27,5×21cm, 1 Bl.). Brieffaltungen.

Bestell-Nr.: 56/230   Preis: € 50,--

Der Dirigent und Komponist kann eine Einladung nicht annehmen, da er schon anderweitig disponiert habe.

 

RADZIWILL Anton Heinrich Fürst (1775–1833): Empfehlungsschreiben (wahrsch. von Schreiberhand) in französischer Sprache m. eigenh. Signatur, Posen, 30. Juni 1816. 1 Bl. in schmalem quer-4to (11×21cm, auf festem Bl. aufgezogen). Querfalte, Siegelreste.

Bestell-Nr.: 56/232   Preis: € 250,--

Empfehlungsschreiben für einen Monsieur Alexandre, berühmten Bauchredner, welcher vollständig den vorteilhaften Ruf, den er hat, bestätigt und was seinem Talent einen tatsächlichen Preis verleiht. – Fürst Radziwill, seit 1815 Statthalter in Posen, ist nicht nur als Mäzen Beethovens und Chopins in die Musikgeschichte eingegangen; er war als tüchtiger Cellist oft bei Beethovens Hausmusik beteiligt. Er komponierte die berühmte, vom Dichter als genial, uns glücklich mit fortreißend bezeichnete »Musik zu Goethes Faust«, die 1835 in einer selten erreichten Perfektion des Musikaliendrucks in Berlin erschien.

 

RAFF, Joachim (1822–1882). Eigenh. Brief m. U., Wiesbaden, 17. November 1870, an den Verleger Robert Seitz in Leipzig. 2 S., 8vo (22×14,5cm). Schwache Brieffaltung (mit unbedeutendem Einriss), am Falz etwas brüchig, sonst von guter Erhaltung. Auf S. 4 ein Bearbeitungsvermerk der Verlagskanzlei).

Bestell-Nr.: 58/44   Preis: € 180,--

Raff beklagt sich, dass „noch immer [...] die Notenstecherei Roeder die Revision des IV. Trios nicht an mich eingesandt“ habe. „Würden Sie wohl so gut sein, denselben alsbald nach Empfang meines Gegenwärtigen nochmals dringlichstens zu erinnern?“ Die Herstellung muss dennoch ziemlich stockend verlaufen sein, da das Große Trio D-Dur, op. 158, erst im August 1871 erschien (s. Müller-Reuter I, S. 423). Dies hatte Raff wohl geahnt: „Da Sie nun noch das Trio N° IV zu ediren haben, welches Sie unter den gegebenen Umständen sobald nicht bringen können, so sende [ich] Ihnen vor Ostermesse Nichts neues. Können Sie aber für nächsten Winter ein Charakterstück für Orchester, etwas für Klavier und ein paar kurze Lieder, also 3 Opera, als kleine Nova=Sendung zusammen bringen, so will ich ganz auf Sie Bedacht nehmen.– R. Seitz (1837–1889) hatte seinen Verlag 1866 (nicht 1878, wie bei Frank-Altmann) gegründet. Nach op. 156 war hier als Raffs zweites Werk besagtes Klaviertrio herausgekommen, dem noch eine ganze Reihe weiterer Kompositionen folgten (darunter die Klaviersuite op. 163, die Klavierstücke op. 166 und die 8 Gesänge op. 173, die möglicherweise im Brief gemeint sind); als sein bedeutendstes Werk ist hier 1873 die Sinfonie Nr. 5 »Lenore« (nach Bürgers Ballade) veröffentlicht worden.

 

Alphonse Leduc: der rüpelhafteste Verleger

RAVEL, Maurice (1875-1937). Eigenh. Brief m. U., Megève, 25. Januar 1919, an einen befreundeten Kollegen (Cher ami), 4 S. 8vo (18 × 22,7 cm), in brauner Tinte auf gelblichem Papier, gefaltet.

Bestell-Nr.: 58/45   Preis: € 1800,--

Ravel beschwert sich über die bürokratischen Hürden der Société Nationale de Musique (der damaligen Pariser Organisation für zeitgenössische französische Musik) und über das Benehmen des Verlegers Alphonse Leduc: « Je croyais vous l’avoir dit : je n’ai jamais songé à soupçonner la loyauté de mes confrères et de vos collègues de la Ste. Nationale, ni la vôtre, bien entendu, au sujet de cette affaire. La preuve en est – il vous est facile de vous en assurer – que, au cours d’une discussion assez vive avec Demets, je lui annonçai mon intention de prévenir votre comité, qui pouvait l’ignorer, que c’était contre mon gré que « l’Alborada », destinée par son auteur aux concerts Pasdeloup, pouvait, par la volonté seule de son éditeur, être exécutée à la Nationale. Et il était convenable que le premier prévenu fût Rhené Bâton. Si, comme vous semblez le croire, il subsistait le moindre malentendu entre vos collègues et moi au sujet de tout cela, je vous prierais de les mettre au courant et de leur confirmer ce que je viens de vous dire. Je ne vois aucun inconvénient à ce que ma «vocalise» soit chanté à la Nationale. Je n’en verrais qu’un : si l’interprète avait une voix de soprano ; car cette vocalise est écrite pour mezzo-contralto ou contralto. Si cette pièce est éditée, c’est chez l’éditeur le plus décidément muffle qui soit. Vous avez deviné que c’est Alphonse Leduc.Il y a des années que j’ai donné le bon à tirer: Je n’ai jamais plus entendu parler de rien depuis. Vous serez le premier qui me donnerez des nouvelles de cette pièce...»

Vocalise-étude (en forme de Habanera) wurde bereits 1909 von Leduc publiziert; letzterer dürfte es aber versäumt haben, dem Autor Belegexemplare zu schicken.

 

REGER, Max. Eigenh. Brief m. U., Oberandorf bei Rosenheim, Oberbayern, 1. Sept. 1910, an einen ungenannten Adressaten (Sehr geehrter Herr Dr.!). 3 S., 8vo (22×14cm, Doppelbl.). Brieffaltung (etwas brüchig, rechts unbedeutender Einriss). Tinte schwach durchscheinend, sonst gut erhalten.

Bestell-Nr.: 58/47   Preis: € 650,--

Ein hochinteressantes Dokument, mit dem Regers Selbstbewusstsein und sein sprunghafter Schreibstil festgehalten werden: Der ganze Brief besteht aus einer Auflistung von bereits veröffentlichten bzw. in absehbarer Zeit erscheinenden Werken. Dabei fragt er mehrfach den Adressaten: „Kennen Sie schon meine ...(folgt Titel mit Verlagsangabe), oder er schließt die Aufforderung an: „Sehn Sie Sichs mal an!“ Es handelt sich um so verschiedene Werke, dass auf den Beruf des Adressaten nicht geschlossen werden kann (evtl. Pianist oder Dirigent). – Im Verlauf des Briefes bezeichnet er Die Nonnen op. 112 als „das ‚katholische’ Gegenstück zum 100. Psalm“ [op. 106].

 Brahms’ ‚Haydn-Variationen’: Alptraum oder Anregung?

REGER, Max. Eigenh. Brief m. U., Meiningen, 28. Dezember 1913, an den Verleger Simrock (Sehr geehrter Herr Regierungsrath!), 2 S., groß-4to (27,5× 21,5 cm, 1 Bl.), mit mehreren Musik-Zitaten. Tinte leicht durchscheinend. Lochung für Aktenordner und Brieffaltungen, sonst sehr gut erhalten.

Bestell-Nr.: 58/48   Preis: € 1.750,--

Der Brief beschäftigt sich mit Hinweisen zur Instrumentierung des Heine-Liedes Aus den Himmelsaugen op. 98 Nr. 1 (original aus Fünf Gesänge mit Klavierbegleitung) und mit des-sen Druck; zugleich dokumentiert das Schreiben eine verblüffende Sprunghaftigkeit der Gedanken. Zunächst bestätigt Reger „den Empfang der 100 M.“ für diese Arbeit. Er wünscht die Veröffentlichung der Partitur in einem „Format, wie Sie es bei der Partitur der Haydnvariationen für Orchester von J. Brahms haben“. Dann lobt er den Adressaten, „daß Sie auch Ihre Correspondenz sogleich erledigen; ich thue es auch immer sobald ich nur einigermaßen Zeit dazu habe!“ Im nächsten Satz erklärt er plötzlich anhand einiger eingefügter Notenbeispiele ein Detail der Instrumentierung, worauf er auf eine Einzelheit für den Stich eingeht und entschuldigend meint: „Ich bin in solchen Dingen sehr ängstlich.“ Dann kommt er wieder unvermittelt auf die Haydn-Variationen zu sprechen: „Hätte Brahms seine Orchesterstimmen deutlicher bezeichnet mit marc. espress., so wäre manche ‚verworrene’, ‚unklare’ Aufführung vermieden worden.“ Sogleich bricht Reger erneut ab und meint: „Darüber mal mündlich.Es folgen die Schlussformel und eine Nachschrift, in der er erneut auf das „Partiturformat der Brahms’schen Haydnvariationen“ eingeht. Den Text des Orchesterliedes könne man übrigens „auch englisch [...] bringen“. Ende 1913 dürften in Regers Geist bereits die 1914 erschienenen Mozart-Variationen (op. 132) herangereift sein, weshalb sich das manische Kreisen um Brahms’ Vorbildwerk in die-sem Brief bestens erklärt. Großartiger Brief von besonderem Wert. – Der publizierte Text dieses Briefes (in Max Reger, Briefe an den Verlag N. Simrock, hrsg. v. S. Popp, Stuttgart 2000) basiert auf einer Abschrift und weist zahlreiche Abweichungen auf.

 

REICHA, Anton: Eigenh. Brief m. U., in französischer Sprache, o. O., 8. 4. 1836, an Monsieur Lowday in Paris, 1 S. 8vo, mit eh. beschriftetem Adressblatt.

Bestell-Nr.: 56/234   Preis: € 250,--

Kurze Mitteilung mit einer Einladung, am nächsten Tage mit „votre charmante Demoiselle“ zu kommen - wahrscheinlich handelt es sich um ein Vorspielen einer jungen Pianistin: „Venez demain Samedi à une heure avec votre charmante Demoiselle...“ - Autographen des wichtigen Pariser Kompositionsprofessors Reicha (1770-1836) sind sehr selten.

 

REICHEL, Adolph (1820–1896): Eigenh. Brief m. U., Dresden, 14. Februar 1859, an Herrn Kirch in Prag. 3 S., 4to (26×20,5cm, Doppelblatt). Adressfaltung; geringe Blattverletzung an der Siegelstelle (unbedeutender Textverlust); vier weitere Einrisse mit Papier hinterlegt.

Bestell-Nr.: 56/235   Preis: € 80,--

Interessantes Dokument zur Dresdener Musikgeschichte. – Reichel war seit 1857 am Dresdener Konservatorium tätig, wo zwei seiner Schüler, Lion (nicht identifizierbar) und Grünberger, studierten, nach denen Kirch sich bei Reichel erkundigt hatte. Dabei dürfte es sich um den aus Prag stammenden und nachmaligen Klaviervirtuosen Ludwig Grünberger (1839–1896) handeln. Bei dieser Gelegenheit erwähnt Reichel die Lehrer [Adolf] Blassmann (1823–1891) und [Karl Philipp Heinrich] Kraegen (geb. 1797; vgl. Personen-Artikel bei Mendel-Reissmann). Reichel betont, dass er aber nur mit wenigen Zeilen antworten könne, da die Zeit mir nur nach Minuten zugemessen ist. Dennoch schildert er ausführlich verschiedene Unterrichtsgegenstände (Harmonielehre und Kontrapunkt), die er mit den beiden durchgenommen habe, und gibt eine Kurzcharakteristik über die Arbeit der beiden Schüler. Er weckt dabei den Eindruck, als wenn er mit ihnen nicht besonders zufrieden sei, dieses aber nicht direkt sagen möchte.

 

REINECKE, Carl (1824–1910): Eigenh. Brief m. U., o. O. [wahrsch. Leipzig], 21. Oktober 1873, an einen Verehrten Freund. 1 S., 8vo (23×14,5cm, Doppelblatt) Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/236   Preis: € 180,--

Reinecke teilt mit, dass das gesuchte Stück von Berlioz nicht in unserer Bibliothek sei; man habe es seiner Zeit aus Weimar geliehen. – Reinecke war seit 1860 in mehreren wichtigen Positionen des Leipziger musikalischen Lebens tätig.

 

REINTHALER, Karl (1822–1896): Eigenh. Brief m. U., Bremen, 13. September 1892, an Adolf Brandt (lt. entsprechender hs. Bleistiftnotiz von fremder Hand) in Magdeburg. 2 S., 8vo (21×13,5cm, 1 Bl.). Brieffaltung; unbedeutend gebräunt.                  

Bestell-Nr.: 56/62   Preis: € 80,--

Reinthaler spielte seit 1858 eine wichtige Rolle im Musikleben Bremens (u. a. Organist am Dom, Leitung der Kirchenmusik, der Liedertafel und der Singakademie). – Hier bittet er Brandt, bei Aufführungen in Magdeburg seine Tochter, die Sopranistin Henriette Reinthaler, zu engagieren. Sie ist seit vorigen Winter unter die Concertsängerinnen gegangen, hat in verschiedenen Städten, u. A. in Bremen, Hamburg, Berlin, in Abonnements-Concerten und Oratorienaufführungen gesungen, sie sang die Schöpfung, Jahreszeiten, Brahms Requiem, Bach Matthäuspassion, Jephta (Reinthaler) u. a. ihr hoher anmuthiger in großem Raume wohltragender Sopran eignet sich besonders zu Händel, Bach, Haydn, Mozart coloratur.

REYER Ernest (1823–1909): Eigenh. Brief in französischer Sprache m. U., 12. Juni 1897. 1 S., kl.-8vo (15,5×10cm, Doppelblatt), Heftspuren.

Bestell-Nr.: 56/237   Preis: € 50,--

Nimmt eine Einladung avec le plus grand plaisir an.

 

REZNICEK, Emil Nikolaus von (1860–1945): Eigenh. Telegrammentwurf m. U., o. O., undatiert (wahrsch. Ende Februar 1920), auf der Rückseite einer Drucksache des Berliner Theaterclubs (mit gedruckter Datierung: 20. Februar 1920) an einen Bassisten. 1 S., quer-8vo (14,5×22,5cm, 1 Bl.). Gering unregelmäßiger Randabriss; Faltung.

Bestell-Nr.: 56/238   Preis: € 140,--

Würden Sie 21. u. 22. März Konzert neue Musikgesellschaft Philharmonie kurzes Schlussolo in meiner Symphonie singen - weitere Programmnummern nach Vereinbarung – erbitte Drahtantwort mit Honoraranspruch. Reznicek.

 

RICCIUS, August Ferdinand (1819–1886): Eigenh. Brief m. U., Leipzig, 22. Juli 1853, an Herrn Musikalienhändler Böhme, Leipzig. 1 S., 4to (28×22,5cm, Doppelblatt). Adressfaltung; unbedeutende Blattverletzung an der Siegelstelle (ohne Textverlust).

Bestell-Nr.: 56/239   Preis: € 80,--

Riccius bietet dem Besitzer des Peters-Verlages, Carl Gotthelf Siegmund Böhme (1785–1855; Verlagsinhaber seit 1828), Zwei große Märsche für Pianoforte zu 4 Händen und 3 Stücke für Clarinette und Pianoforte zur Veröffentlichung an. Auf S. 3 befindet sich der Bleistiftentwurf eines Antwortbriefes (vermutl. von Böhme) mit Datierung (23. Juli zurück) und dem Hinweis, dass er so viel im Stich habe & noch zurückliegt, daß ich nicht im Stande bin, für längere Zeit etwas zur Publ. zu übernehmen. S. 4: Ordnungsvermerk für die Registratur in Kanzleischrift (Eingangsdatum, Name des Absenders und der Tag der Beantwortung).

 

RIEM, Friedrich Wilhelm (1779–1857): Eigenh. Brief m. U., Bremen, 1. Mai 1817, an Herrn Peters, Inhaber einer Musikhandlung in Leipzig. 3 S., kl.-4to (24×19,5cm, Doppelblatt). Adressfaltung; Tinte etwas durchschlagend, fachmännisch hinterlegte Fehlstelle auf dem zweiten Blatt (ohne Textverlust).

Bestell-Nr.: 56/241   Preis: € 100,--

Riem war Organist an der Kathedrale in Bremen und Direktor der dortigen Singakademie. Daneben betätigte er sich auch als Komponist. – Riem bittet den Lieben Freund noch um etwas Geduld, bis er wieder einmal nach Leipzig käme und entschuldigt sich, weil er ihm bisher keine Instrumente abkaufte (gemeint sind Tafelklaviere). Riem hatte sich zuvor mit dem Dresdener Klavierbauer Gotthelf Daniel Lehmann und Härtel in Verbindung gesetzt, von ersterem aber keine ordentliche Instrumente erhalten, und letzterer habe ihm einen so hohen Preise gemacht, daß ich dieselben [Instrumente] hier bei Schröter fast ebenso vortheilhaft kaufen kann. Jetzt sind Sie noch übrig. Riem bittet, ihm seine Preise zu melden. Des Weiteren gibt Riem an, dass man wegen der schmalen Bauart der Bremer Häuser selten einen Flügel stellen kann, und hier deshalb vorzüglich Fortepianos verlangt würden. Schließlich bietet er noch Variazionen für Flöt[e] und Fortepiano zum Druck an und verbindet dies mit der Bitte, dieselben ggf. nach Ihrer gewohnten Weise, das heißt schön auszustaffiren.

 

RUBINSTEIN, Anton (1829–1894): Eigenh. Brief m. U., St. Petersburg, 10./22. Januar 1879, an Hans Bronsart in Hannover. 1 S., 8vo (21×13,5cm, Doppelblatt mit kyrillischem Monogramm Rubinsteins in Blindprägung). Brieffaltung.

Bestell-Nr.: 56/245   Preis: € 380,--

Rubinstein bittet Bronsart, der zwischen 1866 und 1887 Intendant des Hoftheaters in Hannover war, in dieser Saison nicht auf seine Mitwirkung in dortigen Konzerten zu rechnen: Ich hoffe zwar, in ein paar Wochen nach dem Auslande zu reisen, weiß aber noch nicht wohin und auf wie lange – hoffentlich führt mich der Weg über Hannover und da werde ich jedenfalls einen Tag mir gönnen um mit Ihnen und Ihrer Frau ein paar Stunden zu verbringen. – Die doppelte Tagesangabe berücksichtigt den Julianischen und den Gregorianischen Kalender.



Seitenanfang Bestellung

Hauptseite